Windkraftanlagen von ABO Invest in Frankreich: Das Unternehmen aus Wiesbaden betreibt aktuell 13 Windparks in vier europäischen Ländern. / Foto: ABO Invest

  Aktientipps, Nachhaltige Aktien, Erneuerbare Energie

Wie attraktiv ist die ECOreporter-Favoriten-Aktie ABO Invest?

Der Kurs der ABO Invest-Aktie ist in den letzten drei Monaten um 13 Prozent gestiegen. Lohnt sich ein Einstieg aktuell noch? Und wie sind die geschäftlichen Risiken des hessischen Grünstromproduzenten einzuschätzen? ECOreporter hat das Unternehmen analysiert.

66 Windkraftanlagen in vier Ländern

Um das Betreibergeschäft für seine damals fünf Windparks auszugliedern, gründete der Wiesbadener Windkraftprojektierer ABO Wind 2010 die ABO Invest AG. In den Folgejahren vergrößerte sich der Anlagenbestand von ABO Invest stetig. Aktuell besitzt und betreibt das Unternehmen 13 Onshore-Windparks mit 66 Windrädern in Deutschland, Frankreich, Irland und Finnland sowie eine Biogasanlage in Sachsen-Anhalt. Die Grundstücke, auf denen sich die Anlagen befinden, sind gepachtet.

Die Kraftwerke verfügen über eine Stromerzeugungskapazität von 150,5 Megawatt (MW), die sich relativ gleichmäßig auf die vier Länder verteilt. Ein Projektierungsrisiko besteht im Geschäftsmodell von ABO Invest nicht: Das Unternehmen erwirbt ausschließlich fertiggestellte Anlagen.

Das operative Betreibergeschäft hat ABO Invest auf 16 Tochtergesellschaften übertragen. Die AG selbst beschäftigt neben den beiden Vorständen Andreas Höllinger und Jochen Ahn, die auch zum Vorstand von ABO Wind gehören, nur zwei weitere Mitarbeiter. Das Rechnungswesen und die Unternehmenskommunikation werden über ABO Wind abgewickelt.

Um den Kauf von neuen Windparks zu finanzieren, hat ABO Invest bis heute 14 Kapitalerhöhungen durchgeführt. Den größten Teil der emittierten Aktien hat ABO Wind gezeichnet und anschließend über den Freihandel der Börsen in Düsseldorf und Hamburg weiterverkauft. Mit unter 5 Prozent ist ABO Wind der größte Einzelaktionär von ABO Invest.


Alexander Koffka ist Unternehmenssprecher von ABO Invest. / Foto: Unternehmen

Planungssicherheit bis 2029

Die Kraftwerke des Unternehmens produzierten im vergangenen Jahr etwas mehr als 359 Millionen Kilowattstunden Strom – aufgrund des schwachen Windaufkommens 11,5 Prozent weniger als erwartet. Die Erlöse aus dem Stromverkauf betrugen 2018 ungefähr 31 Millionen Euro.

ABO Invest erhält für seinen Grünstrom im Schnitt 8,66 Eurocent pro Kilowattstunde (ct/kWh). Diese Einnahmen sind in allen Ländern, in denen das Unternehmen Anlagen besitzt, durch staatlich garantierte Einspeisevergütungen gesichert. Die durchschnittliche mengengewichtete Restlaufzeit dieser Vergütungssätze beträgt zehn Jahre. Heißt: Bis 2029 kann ABO Invest mit gut kalkulierbaren Umsätzen planen.

Expansion in den Solarmarkt

Um unabhängiger vom in den letzten drei Jahren unterdurchschnittlichen Windaufkommen zu werden, will ABO Invest zukünftig auch in Solaranlagen investieren. In diesem Jahr wird man voraussichtlich einen 45-MW-Solarpark in Griechenland erwerben. Dieser wurde – wie alle bisherigen Anlagen im Portfolio – von ABO Wind errichtet.

Weitere Zukäufe sind für die nächsten Monate nicht in Sicht. "Seit Gründung der ABO Invest sind Zinsen und Renditeerwartungen der Investoren weltweit gesunken. Dadurch sind die Marktpreise für Erneuerbare-Energien-Projekte gestiegen“, erklärt Unternehmenssprecher Alexander Koffka auf Anfrage von ECOreporter. "Das hat es der ABO Invest in den vergangenen Jahren schwer gemacht, neue rentable Projekte zu erwerben.“

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

ABO Invest sichert sich bei einigen Bauprojekten von ABO Wind ein Vorkaufsrecht, bewirbt sich jedoch auch um Angebote anderer Projektierer. Laut Alexander Koffka fokussiert man sich derzeit verstärkt auf Länder wie Griechenland, in denen das wirtschaftliche und politische Risiko etwas größer ist, dafür aber auch höhere Renditen winken. Für neue Projekte strebt ABO Invest eine Eigenkapitalrendite von mindestens 5 Prozent an.

In den sinkenden staatlich garantierten Einspeisevergütungen sieht Koffka kein Problem für das Unternehmen: "Die jeweilige Vergütung wirkt sich unmittelbar auf den Marktpreis der Anlagen aus. Das Entwicklungsrisiko liegt bei den Projektierern und Anlagenherstellern.“

ABO Invest nähert sich der Gewinnzone

Die Umsatzerlöse der ABO Invest AG betrugen im ersten Halbjahr 2018 16,8 Millionen Euro – ein Plus von 27 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Der Halbjahresnettoverlust reduzierte sich auf 485.500 Euro (2017: 1,8 Millionen Euro). Obwohl der Wind 2018 schwächer als erwartet wehte, rechnet das Unternehmen für das Gesamtjahr erstmals mit einem positiven Vorsteuerergebnis und einem Nettoverlust von etwa 1 Million Euro. In den Jahren 2013 bis 2017 hatten die Nettoverluste jeweils zwischen 3,1 und 4,2 Millionen Euro betragen.


Errichtung des ABO Invest-Windparks im französischen Souilly. / Foto: Unternehmen

Zum Stichtag 30. Juni 2018 besaßen die Kraftwerke von ABO Invest einen Buchwert von 203 Millionen Euro. Das Unternehmen schreibt seine Anlagen über 16 Jahre linear ab – bei einer geschätzten Betriebsdauer von 20 bis 25 Jahren ein vorsichtiger Bewertungsansatz.

ABO Invest  geht in seinen Rentabilitätsberechnungen von einer Betriebsdauer von 20 Jahren aus. Erhält das Unternehmen danach noch um die 5 ct/kWh für den produzierten Strom, können die Anlagen auch länger laufen und spülen zusätzliche Einnahmen in die Kasse. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht:  Der Marktwert für an Land erzeugten Windstrom beträgt in Deutschland aktuell ungefähr 5,20 ct/kWh, und Branchenexperten rechnen mit weiter steigenden Strompreisen.

ABO Invest hat aktuell eine Marktkapitalisierung von knapp 80 Millionen Euro. Die Bankverbindlichkeiten betrugen Ende Juni 2018 177 Millionen Euro, der durchschnittliche Zinssatz für die langfristigen Bankkredite liegt bei 3,3 Prozent.

Die meisten Kredite laufen zwölf Jahre. Die mit ihnen finanzierten Anlagen sind also in der Regel abbezahlt, wenn die staatlich garantierten Einspeisevergütungen auslaufen. In Deutschland gelten die Preisgarantien für 20 Jahre, in Frankreich und Irland für 16, in Finnland für 12 Jahre.

Durch die stetig sinkende Zinsbelastung erhöht sich der Cashflow des Unternehmens. Ende Juni letzten Jahres standen ABO Invest 5,3 Millionen Euro für Investitionen zur Verfügung. ABO Invest-Vorstand Dr. Jochen Ahn geht davon aus, dass das Unternehmen zukünftig in durchschnittlichen Windjahren Nettogewinne einfahren wird.

ABO Invest im Profil

Stärken:

* Keine Projektierungs- und Vertriebsrisiken

* Auf Jahre hinaus gesicherte positive Cashflows

* Vorkaufsrechte bei ABO Wind-Anlagen

Chancen:

* Windenergie ein verlässlicher Wachstumsmarkt

* Steigende Strompreise, technischer Fortschritt

* Weniger Abhängigkeit von staatlichen Einspeisevergütungen

* Risikostreuung durch Solarkraftwerke

Schwächen:

* Bislang noch keine Nettogewinne

* Zuletzt kein Zuwachs an Kraftwerken

Risiken:

* Schwache Windjahre

* Höhere Standortrisiken außerhalb Westeuropas

* Fehlende Investitionsmöglichkeiten aufgrund hoher Anlagenpreise

Wie attraktiv ist die Aktie?

Die Aktie von ABO Invest hatte von Ende 2017 bis Herbst 2018 deutlich an Wert verloren. Sie notiert aktuell mit 1,62 Euro (Börse Düsseldorf, 17.01., 8:00 Uhr) aber wieder in der Nähe ihres Allzeithochs von 1,64 Euro. Seit dem Börsengang im Mai 2011 ist der Kurs um mehr als 50 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Der deutsche Leitindex DAX legte im gleichen Zeitraum um 45 Prozent zu.

Die Aktie ist über die Börsen in Düsseldorf und Hamburg handelbar. Aufgrund des relativ geringen Handelsvolumens – im Tagesdurchschnitt etwa 64.000 Euro – kann es bei Anlagebeträgen im höheren sechsstelligen Bereich mehrere Tage dauern, bis die Transaktionen abgewickelt werden.

ABO Invest hat bislang keine Dividenden ausgeschüttet und beabsichtigt auch nicht, dies in den nächsten Jahren zu tun. Das Unternehmen möchte seine liquiden Mittel stattdessen vorrangig in neue Anlagen investieren.

Einer Deloitte-Studie zufolge beträgt die Marktkapitalisierung bei kleineren Grünstromproduzenten oft ungefähr 1 Million Euro pro MW Leistung. Bei einem Kraftwerksportfolio von 150,5 MW und 49 Millionen Anteilsscheinen läge ein angemessener Wert für die ABO Invest-Aktie demnach bei etwa 3 Euro.

Börsenexperten erwarten Kurssteigerungen und raten zum Kauf der Aktie. Der Analyst Holger Steffen von SMC-Research sieht das Kursziel für ABO Invest bei 1,90 Euro, Karsten von Blumenthal von First Berlin bei 2,10 Euro.

Niedriger bewertet als die Konkurrenz

Im Gegensatz zu anderen kleinen und mittelgroßen Grünstromproduzenten wie Encavis, aventron und 7C Solarparken erzielt ABO Invest bislang noch keine Gewinne und schüttet auch keine Dividenden aus. Allerdings sind die genannten Branchenkonkurrenten länger am Markt als ABO Invest und profitieren von geringeren Finanzierungskosten für ihre älteren Anlagen.

Vergleicht man die Unternehmen anhand des Verhältnisses von Stromerzeugungskapazität (in MW) zu Marktkapitalisierung (in Millionen Euro), ist die ABO Invest-Aktie mit am niedrigsten bewertet. Mit einem Wert von 0,53 liegt ABO Invest deutlich unterhalb von 7C Solarparken (0,77) und aventron (0,86) und in etwa gleichauf mit Encavis (0,49).

Der größte Wettbewerbsnachteil von ABO Invest ist der kleine Kraftwerkspark. aventron verfügt über einen mehr als doppelt so großen Anlagenbestand, Encavis über die zehnfache Kapazität. Sogar die auf Solaranlagen mit einer vergleichsweise geringen Erzeugungsleistung spezialisierte 7C Solarparken AG besitzt in der Summe mehr MW als ABO Invest.

Fazit

Für die Entwicklungsphase, in der sich ABO Invest momentan befindet, sind die Geschäftszahlen gut. Das Unternehmen bewegt sich in einem Wachstumsmarkt, und das Geschäftsmodell enthält kaum Risiken.

Sollte es ABO Invest gelingen, neue rentable Wind- und Solarkraftwerke zu erwerben, hat die Aktie das Potenzial für deutliche Kurssteigerungen – spätestens wenn die Gewinnzone erreicht ist.

Anleger, die keine Kompromisse bei der Nachhaltigkeit eingehen möchten, können in 100 Prozent Grünstrom investieren und eine kleine Position ABO Invest-Aktien in ihr Depot aufnehmen.

ABO Invest ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie aus der Kategorie Grüne Spezialwerte. Ein Unternehmensporträt finden Sie hier.

ABO Invest AG: ISIN DE000A1EWXA4 / WKN A1EWXA

Verwandte Artikel

05.12.18
 >
27.09.18
 >
29.08.18
 >
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x