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EU-Parlamentarier: Siemens soll Geschäfte mit Belarus einstellen

Mehrere EU-Abgeordnete fordern Siemens dazu auf, sich aus einem Kraftwerksprojekt in Belarus (früher meist als Weißrussland bezeichnet) zurückzuziehen. Allerdings hat der Münchner Industriekonzern mit den Verträgen gar nicht mehr unmittelbar zu tun.

Die Parlamentarier kritisieren in einem Brief an Unternehmenschef Roland Busch die geschäftlichen Beziehungen zwischen dem Regime unter Alexander Lukaschenko in Minsk und Siemens, wie der "Spiegel" berichtet. "Wir fordern Sie auf, die Lieferung von Energieanlagen an Belarus einzustellen", heißt es demnach in dem Schreiben.

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Die "Kooperation mit einem autoritären Regime, das die Sicherheit und das Leben europäischer Bürger bedroht", müsse beendet werden. Den Brief hätten mehr als 30 Abgeordnete der Grünen, der Sozialisten, der Liberalen sowie der Europäischen Volkspartei unterschrieben.

Allerdings sind die kritisierten Beziehungen kompliziert, denn sie betreffen in erster Linie das inzwischen eigenständige Unternehmen Siemens Energy. Siemens hatte zur Jahreswende 2019/2020 zwar einen Vertrag mit dem staatlichen belarussischen Energieunternehmen RUE Vitebskenergo über die Lieferung von Gasturbinen für zwei Kraftwerke im Norden des Landes geschlossen. Im September 2020brachten die Münchner ihre Energiesparte dann aber an die Börse.

Siemens hält allerdings weiterhin rund 40 Prozent an Siemens Energy und ist damit größter Einzelaktionär. Die Parlamentarier setzen offenbar darauf, dass die Münchner diese Position nutzen, um Druck auf den Energiekonzern auszuüben.

Kein Ethikrat bei Siemens Energy

Hinzu kommt: Der ehemalige Siemens-Chef Joe Kaeser, unter dem der Belarus-Deal abgeschlossen wurde, ist mittlerweile Aufsichtsratschef bei Siemens Energy. Pikant:  Kaeser wollte nach seiner Erfahrung mit dem Streit um einen Ausrüstungsvertrag für die australische Adani-Kohlemine bei Siemens Energy einen Ethik-Beirat einrichten. Doch Siemens Energy-Chef Christian Bruch verwarf die Pläne.

Die angespannten Beziehungen zwischen der EU und Belarus haben einen neuen Tiefpunkt erreicht, seit das Regime am letzten Wochenende ein europäisches Passagierflugzeug zur Landung gezwungen und den Regimekritiker Roman Protassewitsch verhaftet hatte.

Ein Siemens Energy-Sprecher wehrte sich bereits öffentlich gegen die Kritik. Mit der Lieferung von Gasturbinen nach Belarus unterstütze das Unternehmen die Entwicklung der Energieinfrastruktur des Landes. Das komme allen Bürgern zugute. Siemens Energy halte sich "selbstverständlich strikt an alle geltenden nationalen Bestimmungen und Verordnungen". Im Übrigen beobachte man "die aktuellen Vorgänge im Land sehr genau".

Die Siemens-Aktie kostete am Freitagnachmittag 135,12 Euro und notierte damit 1,8 Prozent im Plus zum Vortag (Stand: 28.5.2021, 15:24 Uhr). Auf Monatssicht ist die Aktie 6,5 Prozent im Minus, im Jahresvergleich hat sie 32,8 Prozent an Wert gewonnen.

Siemens hatte für das letzte Geschäftsquartal bessere Zahlen als erwartet gemeldet und seine Jahresprognose erhöht (ECOreporter berichtete hier). Die neue Siemens-Strategie, verstärkt auf digitale Geschäftsfelder zu setzen, geht bislang auf. Allerdings ist die radikale Umstrukturierung des traditionsreichen Großkonzerns auch mit Unwägbarkeiten verbunden. ECOreporter rät daher aktuell nur risikofreudigen Anlegerinnen und Anlegern zum Einstieg – mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2021 von 20 ist die Siemens-Aktie derzeit immerhin nicht zu teuer.

Siemens ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie aus der Reihe Dividendenkönige. Zum Unternehmensporträt gelangen Sie hier.

Lesen Sie auch: Nachhaltige Dividendenkönige - bei diesen Aktien bieten sich jetzt Kaufgelegenheiten.

Siemens AG: ISIN  

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