Nachhaltige Aktien, Meldungen, Fonds / ETF

Plötzlich nachhaltig – Fondsanbieter und die Grünwäscherei

Weltweit wächst das Interesse an nachhaltiger Geldanlage. Das führt dazu, dass Anbieter passende Fonds neu auflegen – oder aber bestehende Fonds umwidmen. Das berichtet die Ratinggesellschaft Morningstar und nennt 80 Beispiele, bei denen konventionelle Fonds im vergangenen Jahr auf ESG-Kriterien umgestellt wurden.

Solche Umwandlungen wecken den Analysten zufolge Misstrauen: „Angesichts der hohen Zahl der Umwandlungen in einer relativ kurzen Zeit ist der Verdacht naheliegend, dass nicht jeder Fonds einen genuinen ESG-Ansatz verfolgt, oder, um es direkter zu formulieren: Es drängt sich der Verdacht auf, dass Greenwashing im Spiel ist“, meint Morningstar Deutschland-Chefredakteur Ali Masarwah. Lesen Sie dazu auch die ECOreporter-Analyse zu Greenwashing bei angeblich nachhaltigen ETFs.

Beim zur Deutschen Bank gehörenden Vermögensverwalter DWS etwa seien 40 Prozent der nun nachhaltigen Fonds konventionellen Ursprungs, so Masarwah. Der DWS ESG Investa beispielsweise war zuvor der DWS Investa. Für die Umwidmung wurden umstrittene Aktien entfernt, „darunter ein nicht näher benanntes deutsches Pharmaunternehmen“.

Fragwürdige Position

Bereits im Jahr 1956 aufgelegt, zählte der DWS Investa nicht nur zu den größten, sondern auch zu den ältesten Fonds der Deutsche Bank-Tochter. Durch die Umwidmung habe „die DWS nunmehr nicht nur einen Fonds mehr auf ihrer ESG-Liste, sondern mit dem DWS ESG Investa gleich 3 Milliarden Euro mehr als ESG-Sondervermögen vorzuweisen“, meint Masarwah. Laut DWS beruhe die Entscheidung für die Umwandlung unter anderem auf regulatorischen Anforderungen.

Für Masarwah ist vor allem eine Position des Fonds aus Nachhaltigkeitssicht „in höchstem Maße erklärungsbedürftig“: Per Ende März 2020 machten Aktien des Zahlungsdienstleisters Wirecard 10 Prozent des Portfolios aus. Für Masarwah „ein Unternehmen mit erheblichen Governance-Problemen“, also einer fragwürdigen Unternehmensführung.

Wirecard sieht sich immer wieder Vorwürfen wegen angeblicher Unstimmigkeiten bei der Bilanzierung ausgesetzt. Das Unternehmen hatte darum selbst eine Sonderprüfung durch den Wirtschaftsprüfer KPMG veranlasst, der Wirecard aber aus Sicht von Kritikern nicht vollständig entlasten konnte. DWS äußerte sich zu dem Wirecard-Investment nicht.

Umwidmung nicht per se schlecht

Die Experten von Morningstar verweisen letztendlich darauf, dass „neben einer gründlichen Prüfung der einzelnen Fonds auch die Glaubwürdigkeit der Fondsanbieter eine wichtige Rolle spielt“. Chefredakteur Masarwah betonte auch, dass umgewidmete Fonds nicht aus Prinzip abgelehnt werden sollten. Unter der Voraussetzung, dass Fondsanbieter rigorose und aufrichtige Anstrengungen unternehmen, umgewidmete Fonds auf ESG-Linie zu bringen, könne die Umwidmung bestehender Fonds eine gangbare Option für Anleger sei.

ECOreporter nimmt regelmäßig nachhaltige Fonds unter die Lupe. Die wichtigsten nachhaltigen Börsenindizes finden ECOreporter-Leser hier. Bei ECOreporter erfahren Sie auch, welche garantiert nachhaltigen Aktien der Corona-Pandemie trotzen und wie Anleger gut durch die Krise kommen.

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