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SAP im ersten Quartal: Cloud-Wachstum weiter wichtiger als Gewinn

Der Softwarekonzern und ECOreporter-Aktien-Favorit SAP kommt bei seinem angepeilten Ausbau des Cloud-Geschäfts, also der Nutzung von Software über das Netz, voran. Allerdings haben die Investitionen in das Cloud-Wachstum und der Rückzug aus Russland das Ergebnis im ersten Quartal 2022 stärker als erwartet belastet.

Konzernchef Christian Klein hatte im Herbst 2020 angekündigt, Wachstum erst einmal über eine höhere Profitabilität zu stellen. Seitdem hat SAP am Finanzmarkt einen schweren Stand, da viele Profi-Aktionäre sich lieber kurzfristige Gewinne als langfristige Zukunftssicherung wünschen. Die Zahlen für das erste Quartal 2022 sorgten daher erneut für schlechte Stimmung.

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Das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis sei in den ersten drei Monaten des Jahres im Vergleich zu 2021 um 4 Prozent auf knapp 1,7 Milliarden Euro gesunken, teilte SAP am heutigen Freitag mit. Der Umsatz stieg dagegen um 11 Prozent auf knapp 7,1 Milliarden Euro. Die Erlöse in der Cloud legten dabei um 31 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro zu.

Russland und Investitionen belasten

Unter dem Strich brach der Gewinn um 41 Prozent auf 632 Millionen Euro ein. In den ersten drei Monaten belasteten nicht nur die Investitionen in den Ausbau der Cloud-Sparte, sondern auch der Rückzug aus dem Geschäft in Russland. SAP hatte Anfang März alle neuen Verkäufe in Belarus und Russland gestoppt. Außerdem wurde damit begonnen, den Cloud-Betrieb in Russland einzustellen. Zudem ist geplant, Support und Wartung von SAP-Produkten in Russland zu beenden.

Die Gewinnmarge, gemessen am bereinigten Betriebsergebnis, sank um 3,7 Prozentpunkte auf 23,7 Prozent. Damit übertraf der Konzern die Erwartungen der Analysten beim Umsatz, verfehlte sie aber beim Ergebnis und der Marge deutlich.

Die Prognosen für das laufende Jahr wurden wie erwartet bestätigt. Der wichtigste Teil dieses Ausblicks: Der Umsatz mit Cloud-Software soll in diesem Jahr währungsbereinigt um 23 bis 26 Prozent auf bis zu 11,85 Milliarden Euro steigen. Von besonderer Bedeutung ist dabei das Tempo bei der Einführung der Cloud-Version der SAP-Kernsoftware S/4Hana – hier verspricht sich Konzernchef Klein den größten Hebel, um die Geschäfte nach vorne zu bringen.

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) dürfte in diesem Jahr hingegen währungsbereinigt lediglich stabil bleiben oder sogar um bis zu 5 Prozent schrumpfen, vor allem wegen erhöhter Wachstumsinvestitionen. Erst 2023 soll das operative Ergebnis wieder zulegen.

Die außerplanmäßigen Belastungen für das bereinigte Betriebsergebnis im ersten Quartal beziffert SAP auf 70 Millionen Euro. Für das gesamte Geschäftsjahr rechnet der Konzern damit, dass der Rückzug aus Russland den operativen Gewinn mit rund 350 Millionen Euro belasten wird. Dazu kommen noch Restrukturierungsaufwendungen von bis zu 100 Millionen Euro.

Langfristig denken lohnt sich

Die SAP-Zahlen sorgten erwartungsgemäß für Enttäuschung, die Aktie ist im Xetra-Handel aktuell 4,3 Prozent im Minus zum Vortag und kostet 95,28 Euro (Stand: 22.4.2022, 11:57 Uhr). Auf Monatssicht hat die Aktie 2,3 Prozent an Wert verloren, im Jahresvergleich ist sie 14,7 Prozent im Minus.

SAP bleibt bei seinem Kurs, auch wenn Investoren das Unternehmen dafür abstrafen: Seit dem Rekordhoch im September 2020 bei etwas mehr als 143 Euro hat Europas größter Softwarekonzern fast 60 Milliarden Euro an Börsenwert eingebüßt.

Aber: Aus Sicht von ECOreporter ist die langfristig ausgerichtete Strategie von SAP die richtige. Der Konzern will nicht enden wie etwa der einstige Riese IBM, der am IT-Markt mittlerweile teilweise den Anschluss verloren hat. Dafür lohnt es sich, kurzfristig niedrigere Erträge in Kauf zu nehmen.

Außerdem ist es nicht so, als würde SAP kein Geld verdienen. Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei sehr moderaten 18. Für langfristig denkende Anlegerinnen und Anleger kann die Aktie noch immer ein Kauf sein.

SAP ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie aus der Kategorie Dividendenkönige. Zum ausführlichen Unternehmensporträt gelangen Sie hier.

Lesen Sie auch den aktuellen ECOreporter-Überblick über die Entwicklung der nachhaltigen Dividendenkönige.

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