Probleme mit Windrädern bei Siemens Energy schlagen auf die Aktie des Mutterkonzerns Siemens durch. / Foto: Siemens Gamesa

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Siemens droht Milliardenabschreibung auf Siemens Energy

Der Münchner Technologiekonzern und ECOreporter-Aktien-Favorit Siemens steht ein weiteres Mal vor einer Milliardenabschreibung auf seine Energietechniktochter Siemens Energy. Diese musste nach anhaltenden Problemen mit Windturbinen ihrer Sparte Siemens Gamesa ihre Gewinnprognose für 2023 deutlich senken.

Seit Monaten gibt es immer wieder auftretende Defekte an den Turbinen des zu Siemens Energy gehörenden, nicht mehr an der Börse notierten Windradherstellers Siemens Gamesa. Auch beim Bau von Anlagen auf hoher See (Offshore) kommt es laut Siemens Energy zu Schwierigkeiten. Die Kosten aus möglichen Garantieansprüchen wegen defekter Turbinen könnten sich der Konzernführung zufolge auf 1 Milliarde Euro belaufen, das Unternehmen strich daher am Freitag seine Jahresziele.

Womöglich grundlegende Designprobleme

Der Siemens Energy-Kurs stürzte im Anschluss an die Meldung am Freitag 37 Prozent ab, knapp 6,3 Milliarden Euro Börsenwert verpufften. Auch die Aktie des Mutterkonzerns Siemens, weiterhin größter Aktionär von Siemens Energy, gab um 3 Prozent nach. Wie sieht ECOreporter die Siemens-Aktie aktuell?

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Wegen seit Jahren anhaltender Schwierigkeiten ist Siemens Gamesa seit Mitte Februar nicht mehr an der Börse. Um das Unternehmen besser steuern zu können, hat Siemens Energy alle Aktien aufgekauft und den Börsenabschied auf einer außerordentlichen Hauptversammlung beschließen lassen.

Siemens Gamesa-Chef Jochen Eickholt sagte nun aber am Freitag in einer Telefonkonferenz gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, die Probleme bei Gamesa seien "viel schlimmer, als ich es für möglich gehalten hätte". Die Qualitätsprobleme seien weitreichend und würden 15 bis 30 Prozent der Windturbinen weltweit betreffen.

Bislang sollten fehlerhafte Rotorblätter und Lager verantwortlich für die Probleme sein. Nun räumte Eickholt ein, dass es sich nicht nur um Qualitätsprobleme, sondern um Fehler beim Design handeln könnte. Nähere Angaben will Siemens Energy bei der Vorstellung der Quartalsergebnisse am 7. August machen.

Im Sommer 2022 hatte Siemens wegen des hohen Kursverlusts der Siemens Energy-Aktie seinen Anteil bereits einmal um 2,7 Milliarden Euro abgeschrieben, was Siemens den ersten Quartalsverlust seit zwölf Jahren beschert hatte. Danach musste der Konzern die eigenen Ziele für das Gesamtjahr zurückschrauben.

Aktuell ist die Siemens-Aktie im Xetra-Handel 0,8 Prozent im Minus zum Vortag und kostet 155,78 Euro (Stand: 26.6.2023, 10:52 Uhr). Auf Monatssicht hat sich die Aktie kaum bewegt, im Jahresvergleich ist sie 50 Prozent im Plus.

Aktie und Geschäfte bei Siemens laufen gut

Was die Probleme bei Siemens Energy für die Siemens-Aktie bedeuten, ist aktuell schwer zu prognostizieren. 2022 blieb der Siemens-Kurs trotz der roten Zahlen infolge der Abschreibung stabil. Hier trennten Investoren offensichtlich zwischen stabil laufendem Siemens-Geschäft und Problemen durch die Siemens Energy-Beteiligung. Ob sich das bei anhaltenden Schwierigkeiten bei Siemens Energy ändern wird, bleibt abzuwarten.

Siemens selbst macht gute Geschäfte, für das laufende Geschäftsjahr 2022/23 hat das Management bereits zweimal seine Umsatz- und Gewinnerwartungen erhöht. Mitte Juni hatte die Aktie ein neues Allzeithoch markiert.

Die größte Unsicherheit stellt hier nach wie vor der Konzernumbau da: Siemens konzentriert sich zunehmend auf digitale Geschäftsfelder, Aushängeschild ist mittlerweile die Industrieautomatisierungs-Sparte Digital Industries. ECOreporter sieht Siemens aber auf einem guten Weg, langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und robuste Ergebnisse zu erzielen.

Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2022/23 von 17 und 16 für 2023/24 ist die Aktie trotz der hohen Kurszuwächse noch moderat bewertet. Die erwartete Dividendenrendite liegt bei soliden 2,7 Prozent. Langfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger können weiterhin mit einer kleinen Position einsteigen.

Siemens ist kein kerngrünes Unternehmen: Im Februar stimmte das Management für einen Großauftrag aus der Türkei offenbar einem Boykott israelischer Zulieferer zu. ECOreporter berichtete hier. Kritisch sieht die Redaktion auch die geplante Ausweitung des China-Geschäfts.

Siemens ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie aus der Reihe Dividendenkönige, die Redaktion beobachtet aber die nachhaltige Entwicklung angesichts der jüngsten Kontroversen genau. Zum Unternehmensporträt gelangen Sie hier.

Lesen Sie auch: Nachhaltige Dividendenkönige: Bei diesen Aktien kann sich der Einstieg jetzt lohnen.

Siemens AG: ISIN DE0007236101 / WKN 723610

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