Vegan leben ist gesund - aber lohnt es sich, in vegane Aktien zu investieren? / Foto: Pixabay

  Aktientipps, Nachhaltige Aktien, Aktien-Favoriten

Stürmische Monate für vegane Aktien

Seit Sommer 2017 verfolgt ECOreporter die Entwicklung einiger ausgewählter veganer Aktien. Welche davon konnten in den letzten drei Monaten im Kurs zulegen – und welche stürzten ab?

Was sollte man unter einer veganen Aktie genau verstehen? Zahlreiche Unternehmen stellen tierfreie Produkte her – etwa der Technologiekonzern Siemens oder der Windradbauer Vestas. Dennoch würde ein vegan lebender Mensch Aktien dieser Unternehmen nicht als "vegan" bezeichnen.

Das wäre genauso, als wenn man ein Handy als veganes Produkt bewerben würde. Plausibler ist es, Unternehmen als vegane Firmen einzustufen, wenn sie vorrangig Lebensmittel ohne Inhaltsstoffe tierischen Ursprungs herstellen.

ECOreporter hat hier eine Reihe von Unternehmen vorgestellt, die in dieses Raster fallen. Darunter sind auch Firmen, die nicht rein vegan sind – wie etwa der Bio-Lebensmittel-Großhändler United Natural Foods, der auch tierische Produkte in Bio-Qualität vertreibt, oder das Unternehmen John B. Sanfilippo & Son, das neben Nüssen auch Snacks mit Schokolade und anderen Milcherzeugnissen herstellt.

In den letzten drei Monaten hatten viele der veganen Unternehmen mit Umsatz- und Gewinneinbußen zu kämpfen. Der Welt-Aktienindex MSCI World gab seit Mitte September um mehr als 10 Prozent nach, vegane Aktien verloren im gleichen Zeitraum bis zu 67 Prozent an Wert. Aber es gab auch Unternehmen, die im Kurs zulegen konnten – teilweise mehr als 66 Prozent in zwölf Monaten!

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Natura Cosmeticos: Wie groß sind die politischen Risiken?

Der Naturkosmetikkonzern Natura Cosmeticos war in den letzten drei Monaten der große Gewinner unter den veganen Aktiengesellschaften. Das brasilianische Unternehmen, das unter anderem die britische Handelskette The Body Shop besitzt, steigerte seinen Umsatz im dritten Quartal 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 37 Prozent auf umgerechnet 1 Milliarde Euro. Der Gewinn verdoppelte sich auf 30 Millionen Euro.

Der Aktienkurs legte seit Mitte September um fast 57 Prozent zu, auf Sicht von einem Jahr liegt die Aktie mehr als 46 Prozent im Plus. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 32 ist Natura Cosmeticos momentan hoch bewertet.

Für hiesige Anleger kommt erschwerend hinzu, dass die Aktie nur an der Börse Sao Paulo gehandelt wird. Außerdem lässt sich kaum abschätzen, wie sich die Politik des neuen brasilianischen Staatspräsidenten Jair Bolsonaro auf die einheimische Wirtschaft und den Wechselkurs des brasilianischen Real auswirken wird.

Herbalife: Starker Direktvertrieb

Überschaubarer sind die Risiken beim US-Diätproduktehersteller Herbalife. Das Unternehmen profitierte im dritten Quartal des laufenden Jahres von seinem starken Direktvertrieb und konnte seinen Nettogewinn im Vergleich zu 2017 um 25 Prozent auf 71,2 Millionen US-Dollar steigern.

Der Aktienkurs von Herbalife stieg in den letzten zwölf Monaten um fast 67 Prozent. Das KGV ist aktuell mit 45 sehr hoch. Anleger sollten die Aktie beobachten. Bei fallenden Kursen können sich Kaufchancen ergeben.

BioGaia: Kurskorrektur nach dem Höhenflug

Ähnlich gute Geschäftszahlen wie Herbalife kann der schwedische Nahrungsergänzungsmittel-Spezialist BioGaia vorweisen. In den ersten neun Monaten 2018 stiegen Umsatz und Gewinn um fast 20 Prozent auf 52 bzw. 15 Millionen Euro.

Die Kursverluste der letzten drei Monate können als Korrektur nach dem Höhenflug zwischen Februar und September gewertet werden. Für einen Einstieg ist BioGaia allerdings immer noch zu hoch bewertet.

John B. Sanfilippo: Die Konkurrenz schläft nicht

Beim US-amerikanischen Nussproduzenten John B. Sanfilippo sind seit Anfang des Jahres die Betriebskosten um 31 Prozent gestiegen. Da im gleichen Zeitraum die Umsätze leicht rückläufig waren, sank die Profitabilität um 17 Prozent.

Sanfilippo hat seine Marktanteile in den USA über Jahre hinweg ausbauen können. Jetzt muss das Unternehmen beweisen, dass es auch unter verschärftem Konkurrenzdruck in der Lage ist, hohe Gewinnmargen zu erzielen.

Tofutti Brands: Lieferengpässe bei Eis und Crêpes

Der US-Soja-Lebensmittelhersteller Tofutti Brands ist das mit Abstand kleinste der von ECOreporter analysierten veganen Unternehmen. Tofutti verbuchte im dritten Quartal 2018 einen Umsatzrückgang von 15 Prozent auf 2,8 Millionen US-Dollar und einen Nettoverlust von 96.000 US-Dollar. Vorübergehende Lieferengpässe bei Tiefkühlprodukten und Investitionskosten für eine neue Produktionsstätte wirkten sich negativ auf das Unternehmensergebnis und den Aktienkurs aus.

Auf Sicht von zwölf Monaten hat sich die Aktie allerdings gut entwickelt und spiegelt die grundsätzlich positive Geschäftsentwicklung des Unternehmens wider.

SunOpta, Hain Celestial, Wessanen, UNF: Firmen im Umbruch

Für die übrigen veganen Lebensmittelunternehmen lief es in diesem Jahr nicht gut. SunOpta (Kanada), Hain Celestial (USA) und der ECOreporter-Aktien-Favorit Wessanen (Niederlande) versuchten in den letzten Monaten, Umsatzverluste durch Firmenzukäufe und Umstrukturierungsmaßnahmen zu kompensieren. Bislang sind die Erfolge bescheiden, SunOpta und Hain Celestial schrieben zuletzt rote Zahlen.

Und auch der US-Bio-Lebensmittel-Großhändler United Natural Foods (UNF) rutschte wegen Firmenübernahmen und gestiegener Betriebskosten in die Verlustzone. Zwei schwache Quartale hintereinander ließen den Aktienkurs um mehr als 67 Prozent einbrechen.

AGT: Abgang mit Aufschlag

Und der kanadische Hülsenfrüchtespezialist AGT Food and Ingredients? Die ECOreporter-Favoriten-Aktie wird wahrscheinlich Anfang 2019 von der Börse genommen.

Nach monatelangen Verhandlungen hat das Unternehmen Anfang Dezember das Übernahmeangebot eines Konsortiums um AGT-Geschäftsführer Murad Al-Katib angenommen. Die Investoren bieten AGT-Aktionären 18 Kanadische Dollar pro Aktie – ein Aufschlag von fast 7 Prozent zum derzeitigen Aktienkurs.

Spätestens wenn die letzten noch ausstehenden Genehmigungen für die Übernahme vorliegen, wird ECOreporter AGT in der Favoriten-Rubrik nachhaltige Mittelklasse durch ein anderes Unternehmen ersetzen.

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