Wie nachhaltig investieren Anlegerinnen und Anleger mit diesem Eurozonen-ETF? / Foto: imago images, Herrmann Agenturfotografie

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ETF-Test: iShares MSCI EMU ESG Screened ETF

Auf Nachhaltigkeit geprüfte Investments in der Eurozone, dafür steht der iShares MSCI EMU ESG Screened ETF – zumindest seinem Namen nach. Doch nach welchen Kriterien prüft er die Aktien, in die er investiert? ECOreporter hat genauer hingesehen.

Anbieter des ETFs ist iShares, eine Tochter des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock aus den USA. BlackRock bemüht sich um ein nachhaltiges Image. Aber immer noch steckt ein bedeutender Anteil des verwalteten Geldes in Öl-, Gas- und Kohleinvestments.

Finanzen/Risiko

Finanziell hat sich der ETF ordentlich entwickelt. Auf ein Jahr gesehen hat er 17,8 Prozent an Wert gewonnen, der weltweite Aktienindex MSCI World stieg im gleichen Zeitraum um 24,2 Prozent. Auf fünf Jahre gesehen ist der ETF 54,5 Prozent im Plus und schneidet damit schwächer ab als der MSCI World, der 76,8 Prozent zulegte.

Die Jahresgebühren von 0,1 Prozent sind auch für einen ETF sehr günstig. Der Kurs des ETFs schwankte auf Sicht von drei Jahren wie bei vielen vergleichbaren Produkten deutlich. ECOreporter empfiehlt eine Haltedauer von mindestens fünf, besser sieben Jahren.

Nachhaltigkeitskonzept

Der ETF bildet einen Aktienindex des US-Finanzdienstleisters MSCI ab. Bewertung und Auswahl der Unternehmen stammen von MSCI.

Der ETF investiert in 209 mittelgroße und große Unternehmen aus der Eurozone. Er legt nach dem "Best-in-Class"-Verfahren an. Um für ein Investment in Frage zu kommen, müssen die Unternehmen bei einer ESG-Bewertung eine bestimmte Mindestnote aufweisen. ESG steht für die Kriterien Ökologie (E wie Environment), Soziales (S wie Social) und gute Unternehmensführung (G wie Governance). Dafür, was eine gute Leistung in den einzelnen ESG-Bereichen ausmacht, gibt es allerdings keine verbindlichen Standards.

Zudem gelten Ausschlusskriterien für bestimmte Branchen. Unter den Unternehmen, die MSCI als gut genug bewertet, werden diejenigen mit der schlechtesten CO2-Bilanz aussortiert. Das wiederholt MSCI so lange, bis das verbleibende Aktienpaket eine um 30 Prozent bessere CO2-Bilanz aufweist als der nicht-nachhaltige MSCI EMU Index. EMU steht für Economic and Monetary Union, also die Eurozone.

Ausschlusskriterien

Der ETF schließt Firmen vollständig aus, die an Geschäften mit geächteten Waffen oder Atomwaffen beteiligt sind oder gegen den UN Global Compact verstoßen, also etwa Menschen- und Arbeitsrechte grob verletzen.

Unternehmen dürfen zudem nicht mehr als 5 Prozent ihrer Umsätze etwa mit der Herstellung von Tabakprodukten oder der Erzeugung von Strom aus Kohle erzielen. Dieselbe Umsatzschwelle gilt für Kohlebergbau und die unkonventionelle Förderung von Öl und Gas, etwa durch Fracking oder in der Arktis.

Keine Einschränkung gibt es hingegen etwa für Atomkraft, konventionelle Öl- und Gasförderung, Rüstungsgüter oder auch Alkoholherstellung und Gentechnik. Eine vollständige Übersicht der Ausschlusskriterien erhalten Sie im Premium-Bereich.

So nachhaltig sind die Aktien in diesem ETF

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Im Aktienpaket des ETFs stecken mehrere Öl- und Gaskonzerne, beispielsweise der französische Ölriese Total oder die Gasnetzbetreiber Snam aus Italien und Enagas aus Spanien. Ebenfalls investiert wird in den Atomkraftwerkbetreiber Iberdrola und den Kohlestromerzeuger Eon. Auch der Rüstungskonzern Rheinmetall ist im Portfolio. Die Unternehmen verstoßen dabei nach Recherchen von ECOreporter nicht gegen die Umsatzschwellen bei Geschäften mit fossiler Energie beziehungsweise mit zivilen Waffen.

Unter den konventionellen Investments des ETFs sind auch Unternehmen, denen die Redaktion eine gute Nachhaltigkeit bescheinigt. Dazu gehören etwa ECOreporter-Favoriten wie der Energieversorger Verbund aus Österreich, der Bonner Logistiker DHL Group oder der Walldorfer IT-Konzern SAP.

Kerngrüne Unternehmen suchen Anlegerinnen und Anleger aber vergeblich. Dafür finden sich weitere aus nachhaltiger Sicht fragwürdige Unternehmen, etwa der französische Flughafenbetreiber Aeroports de Paris und die Lufthansa sowie zahlreiche Alkoholhersteller wie die niederländische Brauerei Heineken und der französische Luxuskonzern LVMH.

Die größte Position im ETF-Portfolio machen außerdem mit 20 Prozent Unternehmen der Finanzbranche aus. Banken wie die Deutsche Bank und BNP Paribas oder Finanzkonzerne wie Amundi investieren Geld auch in fossile Energie und Rüstung. Die meisten Firmen im ETF stammen mit knapp 34 Prozent aus Frankreich, dahinter kommt Deutschland mit rund 26 Prozent.

Transparenz

Der Anbieter iShares veröffentlicht das vollständige Portfolio des ETFs auf seiner Website. Das Aktienauswahlprinzip und die Ausschlusskriterien sind dort knapp dargestellt. Der Indexanbieter MSCI liefert weitere Informationen zum Auswahlprinzip des abgebildeten Index. Zur Nachhaltigkeit der Unternehmen, deren Aktien der ETF hält, finden Anlegerinnen und Anleger keine Informationen.

Nachhaltige Wirkung

BlackRock als Mutter des Anbieters iShares übt nach eigenen Angaben Stimmrechte aus und tritt in Dialog mit Unternehmen, auch zu Nachhaltigkeitsthemen. In einem jährlichen „Stewardship-Report“ des Finanzkonzerns finden Anlegerinnen und Anleger allgemeine Informationen zur Stimmrechtspolitik von BlackRock, etwa, an wie vielen Hauptversammlungen das Unternehmen teilgenommen hat. Hierzu gehört auch eine Angabe darüber, wie viele Anträge zu Nachhaltigkeitsthemen BlackRock im vergangenen Jahr nach eigener Aussage unterstützt hat – allerdings erhalten Anlegerinnen und Anleger keine Informationen zum Inhalt dieser Anträge oder zu den betroffenen Konzernen. Zu Dialogen mit Unternehmen finden sich ebenfalls keine Angaben.

Stärken:

  • Niedrige Gebühren

Schwächen:

  • Schwaches Aktienauswahlverfahren
  • Wenig Ausschlusskriterien
  • Investments in Öl- und Gasunternehmen
  • Investments in Atomkraft
  • Investments in Kohlestrom
  • Investments in Waffenhersteller

Fazit

Öl- und Gasförderung, Kohle, Atomkraft, Rüstung – all das steckt in diesem ETF, der verspricht, "ESG Screened" zu sein, also auf Nachhaltigkeit geprüft. Die Kriterien für diese Prüfung sind aber so schwach, dass der ETF für nachhaltige Anlegerinnen und Anleger keine Option sein dürfte. Deutlich grünere Europa-Alternativen sind beispielsweise der Deka Oekom Euro Nachhaltigkeit, der Amundi Index MSCI EMU SRI PAB ETF DR und der Xtrackers MSCI Europe ESG.

Die ECOreporter-Noten:

Finanzen: 2,3

Nachhaltigkeit: 5,0

Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.

Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.

Das schließt der ETF aus:

Ausschlusskriterien ohne Umsatzschwelle:

  • Geächtete Waffen
  • Nuklearwaffen
  • Herstellung von Tabakprodukten
  • Unternehmen, die gegen den UN Global Compact verstoßen

Ausschlusskriterien mit Umsatzschwelle:

  • Herstellung/Vertrieb von Waffen oder Munition für den zivilen Markt (5%)
  • Vertrieb Tabakprodukte (5%)
  • Kohlebergbau (5%)
  • Stromerzeugung aus Kohle (5%)
  • Ölsandförderung (5%)
  • Förderung Öl/Gas in der Arktis (5%)
  • Produktion Palmöl (5%)

Daten und Fakten

Stichtag des Tests: 5.4.2024

Name des ETFs: iShares MSCI EMU ESG Screened UCITS ETF

ISIN: IE00BFNM3B99  / WKN: A2N48B

Nachgebildeter Index: MSCI EMU ESG Screened Index

Start des ETFs: 19.8.2018

Jährliche Gebühren: 0,1 % (Gesamtkosten)

Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)

Ertragsverwendung: thesaurierend

Fondsvolumen: 1,5 Milliarden Euro (4/2024)

Internet: www.ishares.com

Risiko: Totalverlust unwahrscheinlich, Teilverluste möglich

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