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Nachhaltige Aktien, Anleihen / AIF
Leitzins steigt auf 4,5 %: Was heißt das für nachhaltige Investments?
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Leitzinsen erneut angehoben. Dies kann sich auf die Kurse von Aktien, Anleihen und Fonds auswirken. Und Fest- und Tagesgeld noch attraktiver machen. ECOreporter sagt Ihnen, worauf Sie aktuell achten müssen.
Die EZB erhöht ihren Leitzins um weitere 0,25 Prozent auf 4,50 Prozent, um die nach wie vor hohe Inflation einzudämmen. Höhere Zinsen sorgen dafür, dass Geld teurer wird und deshalb die Nachfrage nach Gütern sinkt – in der Folge geht auch die Inflation zurück, weil bei geringerer Nachfrage die Preise sinken. So zumindest die Theorie und die Hoffnung der Zentralbanken.
Die Rechnung scheint derzeit halbwegs aufzugehen: Im Euroraum lag die Teuerungsrate im August bei 5,3 Prozent, in den USA bei 3,7 Prozent. Im Oktober 2022 waren es in den Euro-Staaten noch 10,1 Prozent. Mittelfristig wollen EZB und die US-Notenbank Fed die Inflationsrate wieder auf den langjährigen Zielwert von 2 Prozent drücken. Die EZB geht davon aus, dass dieses Niveau 2025 erreicht werden könnte.
Viele Finanzexperten hatten mit der jüngsten Zinserhöhung gerechnet, weshalb sie sich bislang kaum auf die Finanzmärkte auswirkt. Dass die Zinsen steigen, ist bei vielen Beurteilungen von Unternehmen und ihren Aktien oder Anleihen bereits eingepreist. Die jüngste Anhebung der EZB ist die zehnte seit Juli 2022.
Die Zinsen könnten noch weiter steigen
Und die Zentralbanken werden die Leitzinsen möglicherweise weiter anheben. Fed-Chef Jerome Powell rechnet noch mit mindestens einer Erhöhung, auch die EZB behält sich weitere Maßnahmen vor. Marktbeobachter gehen davon aus, dass das Zinsniveau frühestens Anfang 2024 leicht sinken wird.
Die Leitzinsen sind in den letzten Monaten sehr schnell und stark gestiegen. Dies führt dazu, dass Unternehmen deutlich mehr Geld für neue Kredite ausgeben müssen und deshalb möglicherweise weniger oder gar keinen Gewinn erzielen. Dadurch werden ihre Aktien und Anleihen unattraktiver. Zudem werden niedrig verzinste Anleihen immer uninteressanter für Investoren, und Aktien-Investments verlieren insgesamt an Strahlkraft, weil festverzinste Geldanlagen nach der langen Niedrigzinsphase wieder bessere Rendite bringen. Banken bekommen für Geld, das sie bei der EZB parken, mittlerweile 4 Prozent Zinsen – entsprechend attraktiv sind derzeit viele Zinsangebote für private Anlegerinnen und Anleger.
Eine Übersicht über die Festgeld- und Tagesgeldangebote nachhaltiger Banken finden Sie hier.
Inwieweit die möglichen negativen Auswirkungen der Leitzinserhöhungen in den aktuellen Kursen von Aktien und Anleihen im vollen Umfang berücksichtigt sind, ist unklar. Insbesondere bei Rentenfonds und Mischfonds mit einem hohen Anteil niedrig verzinster Anleihen erscheinen weitere Kursverluste nicht unwahrscheinlich. Gleiches gilt für Wertpapiere von jungen, noch nicht rentablen Unternehmen, die auf hohe Kredite angewiesen sind – hier drohen im schlimmsten Fall Pleiten und Totalverluste. In Deutschland haben im ersten Halbjahr 2023 16 Prozent mehr Firmen Insolvenz angemeldet als im Vorjahreszeitraum. Besonders gefährdet sind derzeit Unternehmen aus der Baubranche, denen die Aufträge wegbrechen. Über aktuelle Pleitefälle aus dem nachhaltigen Bereich berichtet ECOreporter in seiner Wachhund-Rubrik.
Viele Anleihen sind derzeit nicht attraktiv
Anlegerinnen und Anleger müssen davon ausgehen, dass die Börsen vorerst weiter schwankungsanfällig bleiben, auch weil sich viele Aktienkurse derzeit auf einem vergleichsweise hohen Niveau bewegen. Wer investiert, sollte dies langfristig tun. ECOreporter rät zudem: Achten Sie darauf, keine Anleihen mit unattraktiven Verzinsungen zu kaufen. Ein Anleihezins von 3 oder 4 Prozent ist derzeit bei mittleren Laufzeiten wenig, weil Sie ähnliche Prozentsätze auch für deutlich risikoärmere Festgeldanlagen bekommen.
Wer eher defensiv anlegen möchte, kann sich an vergleichsweise ausfallsichere Anleihen großer Konzerne halten. Gute Renditen bieten derzeit etwa Anleihen der dänischen Großreederei Moller-Maersk (WKN A1Z66T, Rendite 5,31 Prozent) und des US-Bahnbetreibers CSX (WKN A1GWW7, Rendite 5,69 Prozent; alle Angaben Stand 14.9.2023, 16:30 Uhr).
Und meiden Sie zu teure Aktien. Denn nach Kurseinbrüchen und einer möglichen Rezession brauchen hoch bewertete Aktien meist besonders lange, um wieder ihr altes Kursniveau zu erreichen.
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