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Weiterer Streik bei Vestas

Die IG Metall hat für diese Woche erneut zu Arbeitsniederlegungen beim dänischen Windanlagenbauer Vestas aufgerufen. Die Gewerkschaft möchte an den deutschen Standorten von Vestas die Einführung von Tarifverträgen erreichen.

Während die IG Metall eine Tarifbindung fordert, will Vestas über die Entlohnung seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterhin nur mit dem Betriebsrat sprechen. Ein erster Streik Anfang November brachte keine Annäherung zwischen Unternehmen und Gewerkschaft.

Jetzt soll vom heutigen Montag bis Freitag die Arbeit niedergelegt werden, um den Druck auf Vestas zu erhöhen. Zudem sind Kundgebungen unter anderem in Husum, Thalfang sowie am Donnerstag vor der Deutschlandzentrale von Vestas in Hamburg geplant. Der Konzern beschäftigt in Deutschland derzeit etwa 1.700 Menschen, darunter ungefähr 700 Monteure.

Wird bald auch bei anderen Windkraftfirmen gestreikt?

Die IG Metall betrachtet den Streit mit Vestas als eine Art "Pilot-Konflikt" in der Windkraftindustrie, wie es die Deutsche Presse-Agentur formulierte. Die IG Metall beklagt seit langem, dass zwar viele Zulieferer der Windindustrie, wie zum Beispiel Maschinenbauer, traditionell dem Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie unterliegen. Bei Herstellern und im Servicebereich würde sich die Windbranche aber bisher verbindlichen tariflichen Regeln weitgehend verweigern.

Die Gewerkschaft versucht seit Mai, die Geschäftsführung der Vestas Deutschland GmbH zu Verhandlungen über einen Haustarifvertrag zu bewegen. Gespräche darüber wurden im Juli abgebrochen. Danach gab es vier teils ganztägige Warnstreiks und im November die erste längere Arbeitsniederlegung. Vestas Deutschland hatte bereits in der Vergangenheit mehrmals betont, nicht mit der Gewerkschaft sprechen zu wollen.

„Regelmäßige Entgeltsteigerungen, die Kaufkraft sichern, Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Möglichkeiten zur Altersteilzeit - den Beschäftigten geht es darum, dass anspruchsvolle Facharbeit auch gut geregelt ist“, erklärte IG Metall-Verhandlungsführer Martin Bitter Anfang November zum ersten Streikaufruf. Ein Streik sei immer das letzte Mittel. Der IG Metall gehe es nicht um Konflikt, sondern um "zukunftsfähige Arbeitsbedingungen für die Fachkräfte der Energiewende“.

Die Vestas-Aktie befindet sich seit ihrem Jahrestief von 17,97 Euro aus dem Oktober wieder in einer Aufwärtsbewegung, aktuell kostet sie im Xetra-Handel 23,90 Euro (Stand: 28.11.2022, 9:17 Uhr). Auf Monatssicht hat die Aktie 24,5 Prozent zugelegt, im Jahresvergleich notiert sie nach hohen Verlusten im letzten Winter noch 21,4 Prozent im Minus. Langfristig ist sie gut gelaufen, auf Sicht von fünf Jahren beträgt der Wertzuwachs 140 Prozent.

Hohe Kosten, niedrige Preise

Vestas hatte zuletzt erneut wie erwartet rote Zahlen geschrieben. Das Unternehmen leidet unverändert unter hohen Kosten, auch das Gesamtjahr wird vermutlich im Minus abgeschlossen werden. Aufgrund von langfristig garantierten Preisen können diese gestiegenen Kosten nur teilweise an die Kunden weitergegeben werden – ein Problem, unter dem die gesamte Branche der Turbinenbauer leidet. 

ECOreporter sieht bei Vestas aber weiterhin die stabilsten Bedingungen aller börsennotierten Windanlagenbauer. Der Konzern hat ein sehr umfangreiches Service-Geschäft, das verlässliche Einnahmen garantiert, und ist finanziell vergleichsweise robust aufgestellt. Mit einer Normalisierung etwa bei den Lieferketten, wie sie auch Logistikkonzerne bereits sehen, dürften sich die Margen des Unternehmens wieder erholen.

Wer bereits investiert ist, sollte die derzeitige Ergebniskrise und die Kursschwankungen aussitzen. Die Margen von Vestas waren vor der Corona-Krise auf gutem Niveau und sollten sich langfristig wieder erholen. Zu einem Neueinstieg in die Aktie rät ECOreporter aktuell allerdings nur risikofreudigen Anlegerinnen und Anlegern. Die mittelfristige Entwicklung des Kurses lässt sich momentan nur schwer prognostizieren, auch wenn das Kurs-Umsatz-Verhältnis bei soliden 1,3 liegt.

Lesen Sie für einen Überblick über die Windkraftbranche: Die besten Windaktien - wo sich jetzt der Einstieg lohnt.

Vestas ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie der Kategorie Nachhaltige Mittelklasse. Ein Unternehmensporträt finden Sie hier.

Mehr zur Entwicklung der Mittelklasse-Favoriten-Aktien erfahren Sie in unserem Dossier Langfristig gut investiert – diese nachhaltigen Mittelklasse-Aktien sind aktuell empfehlenswert.

Vestas Wind Systems A/S:  

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