Bei einigen guten grünen Aktien kann sich derzeit nach Kursverlusten ein Kauf lohnen. / Foto: Pixabay

  Nachhaltige Aktien, Aktien-Favoriten

Grüne Schnäppchen? Diese nachhaltigen Aktien sind nach Kursverlusten interessant - und diese riskant

Warnsignal oder Kaufsignal? Verliert eine Aktie deutlich an Wert, sind Anlegerinnen und Anleger häufig unsicher, was sie tun sollen. ECOreporter nennt Ihnen sechs grüne Aktien, bei denen sich nach Kursverlusten Einstiegsgelegenheiten bieten.

Eines vorweg: Nur weil eine Aktie günstig ist, ist sie noch lange nicht attraktiv. Oft gibt es gute Gründe, warum Börsenkurse einbrechen. In den letzten drei Monaten hat beispielsweise die Aktie des schwedischen Hafermilchproduzenten Oatly 38 Prozent an Wert verloren. Das Unternehmen steckt viel Geld in Werbung, hat aber keinen erkennbaren Wettbewerbsvorteil gegenüber günstigeren Konkurrenten. Perspektive: unklar. ECOreporter-Empfehlung: Finger weg von der Aktie, selbst wenn sie nicht mehr viel kostet.


Ein riskantes Investment: die Aktie des E-Auto-Herstellers Fisker. / Foto: Fisker

Vorsichtig sollten Sie auch bei Branchen sein, in denen bislang keine Gewinne erzielt werden. Von Wasserstoff-Aktien oder Papieren junger Elektroautofirmen rät die Redaktion meist ab. Selbst halbwegs aussichtsreiche Unternehmen wie der norwegische Elektrolyseur-Hersteller Nel (minus 34 Prozent auf Jahressicht) oder der US-Elektroautobauer Fisker (minus 44 Prozent auf ein Jahr) sind auch nach erheblichen Kurskorrekturen nichts für defensive Anlegerinnen und Anleger (Stand aller Daten und Einschätzungen in diesem Artikel: 10.8.2023).

Hohe Risiken gibt es derzeit zudem bei Aktien aus der Baubranche. Wegen der schlechten Auftragslage hat etwa die Helma Eigenheimbau AG aus der Nähe von Hannover in den letzten drei Monaten fast zwei Drittel ihres Börsenwerts eingebüßt. Ein wichtiger Zulieferer ist pleite, Helma muss seinen Banken bis Oktober einen Sanierungsplan vorlegen. Wer die Aktie jetzt kauft, geht eine Wette mit ungewissem Ausgang ein.

Und bitte beachten Sie auch: Manche grundsätzlich gute Aktie ist selbst nach einem Kurseinbruch immer noch teuer. Aktuell gilt dies beispielsweise für den dänischen Medizinproduktehersteller Coloplast, den schwedischen Wärmepumpenhersteller Nibe und die Erneuerbare-Energien-Konzerne Encavis (Hamburg) und Orsted (Dänemark): Ihr erwartetes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2023 liegt zwischen 32 und 35. Wenn Sie hier einsteigen wollen, sollten Sie in der Lage sein, die Aktien lange zu halten.

Attraktiver schätzt ECOreporter derzeit diese sechs grünen Aktien ein:

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SolarEdge: Der Sonne entgegen

36 Prozent hat die Aktie von SolarEdge in den letzten drei Monaten verloren. Der israelische Hersteller von Solarwechselrichtern steigerte seinen Umsatz im zweiten Quartal um ein Drittel zum Vorjahr und machte mehr Gewinn, als Marktbeobachter erwartet hatten. Für das dritte Quartal geht der Konzern aber von weniger Umsatz aus – für viele erfolgsverwöhnte Aktionäre ein Grund, auszusteigen und Buchgewinne mitzunehmen. Die Aktie ist lange sehr gut gelaufen, auf fünf Jahre gesehen liegt sie immer noch 311 Prozent im Plus.

Aktuell werden in den USA, dem größten Markt von SolarEdge, weniger Solaranlagen installiert, weil die Zinsen gestiegen und die Einspeisevergütungen gesunken sind. Langfristig dürfte der Markt für das Unternehmen aber wie schon in den letzten Jahren weiter wachsen. ECOreporter sieht hier (wie bei allen sechs analysierten Aktien) Kaufgelegenheiten – die lange zu teure SolarEdge-Aktie ist nach den Kursverlusten mit einem erwarteten KGV für 2023 von 24 und 19 für 2024 wieder moderat bewertet.

UmweltBank: Grünes Geldhaus im Umbruch

Für die Aktie der UmweltBank geht es seit Jahresanfang fast durchgehend bergab, alleine in den letzten drei Monaten hat sie knapp 21 Prozent eingebüßt. Auch hier war die Bewertung zwischenzeitlich zu hoch, vor allem im zweiten Halbjahr 2021. In diesem Jahr wird die grüne Bank aus Nürnberg möglicherweise einen Verlust einfahren, für 2024 sieht ECOreporter das KGV bei vertretbaren 16.

Die UmweltBank installiert derzeit ein hochwertigeres Kernbanksystem und strukturiert sich neu. Das kostet erst einmal viel Geld, eine Dividendenzahlung für 2023 gilt als unwahrscheinlich. Zudem hat das grüne Geldhaus den ursprünglich für dieses Jahr vorgesehenen Verkauf eines Beteiligungsprojekts verschoben. Im Geschäftsjahr 2024 könnte also ein deutlich besseres Ergebnis anfallen. ECOreporter sieht gute Chancen, dass sich Bank und Aktie mittelfristig positiv entwickeln werden.

So haben sich die Aktien entwickelt:
UnternehmenBrancheWKNAktueller Kurs in € (10.8.2023)Kursent-wicklung 3 Monate (%)Kursent-wicklung 1 Jahr (%)Kursent-wicklung  5 Jahre (%)Markkapita-lisierung in Milliarden €
SolarEdge TechnologiesErneuerbare EnergienA14QVM168,68-36,1-45,5310,79,5
UmweltBankBank5570809,70-20,7-41,02,60,4
7C SolarparkenErneuerbare EnergienA11QW63,80-1,1-29,742,50,3
VerbundErneuerbare Energien87773874,70-6,1-29,4124,312,7
QualcommHalbleiter883121106,1410,1-23,988,2118,5
RochePharmazie891106 (ADR)34,46-5,0-15,433,2223,1

Sortierung nach Kursverlust auf Jahressicht; Datenstand 10.8.2023; Angaben ohne Gewähr

7C Solarparken: Der Solarausbau kommt voran

Die stark gestiegenen Kreditzinsen sind für alle Entwickler und Betreiber von Erneuerbare-Energien-Kraftwerken eine Herausforderung. Denn ihr Geschäftsmodell funktioniert nur dann gut, wenn sie sich zu vertretbaren Konditionen Geld leihen und damit ihre Projekte vorfinanzieren können. Weil das schwieriger geworden ist, werden Anlegerinnen und Anleger bei Erneuerbaren-Aktien vorsichtiger. Der Solaranlagenbetreiber 7C Solarparken etwa hat an der Börse auf Jahressicht knapp 30 Prozent verloren.

Das Unternehmen aus Bayreuth steht allerdings wirtschaftlich solide da und wird seinen Anlagenbestand in diesem Jahr voraussichtlich wie geplant auf 460 Megawatt peak erweitern können. Frisches Geld besorgt sich 7C Solarparken auch über Kapitalerhöhungen, das verringert die Zinslast. Das erwartete KGV für 2023 liegt derzeit bei 22, für 2024 bei 18. Damit ist die Aktie nicht zu teuer.

Verbund: Die Gewinne bleiben hoch


Die Verbund AG erzeugt ihren Strom überwiegend aus Wasserkraft. / Foto: Unternehmen

Der größte österreichische Energiekonzern Verbund ist ein grüner Riese: Er betreibt zahlreiche große Wasserkraftwerke und kauft mittlerweile auch Wind- und Solarparks. Die hohen Energiepreise bescherten dem halbstaatlichen Unternehmen im letzten Jahr Rekordgewinne und ließen den Aktienkurs stark steigen. Jetzt sinkt mit den Energiepreisen auch der Börsenwert, im Jahresvergleich notiert die Aktie 29 Prozent im Minus.

Aber während es für den Kurs abwärts geht, bleiben die Gewinne auf einem hohen Niveau – trotz staatlicher Gewinnabschöpfungen in Österreich und Rumänien. Die Folge: Das erwartete KGV für 2023 und 2024 liegt jeweils bei günstigen 11, die erwartete Dividendenrendite für 2023 bei attraktiven 4,8 beziehungsweise 4,6 Prozent.

Qualcomm: Traumhafte Gewinnmargen

Smartphones sind derzeit nicht mehr ganz so gefragt wie noch vor zwei, drei Jahren. Bei Qualcomm gehen deshalb Umsatz und Gewinn zurück – der US-Halbleiterkonzern ist einer der wichtigsten Chip-Lieferanten für die Mobilfunkindustrie. Die Margen bleiben jedoch auch in der Flaute hoch: Im letzten Quartal erzielte Qualcomm bei einem Umsatz von 8,45 Milliarden Dollar einen Nettogewinn von 1,8 Milliarden Dollar. Davon träumen andere Branchen und auch mancher Mitbewerber.

Und der gut finanzierte Konzern stellt sich zunehmend breiter auf, vor allem im Automobilsektor. Kompetenz kauft sich Qualcomm hier etwa durch die Übernahme des schwedischen Autoteileherstellers Veoneer und des israelischen Sensorspezialisten Autotalks. Für Volkswagen soll Qualcomm ab Mitte des Jahrzehnts Chips für autonome Fahrsysteme liefern. Vor diesem Hintergrund hat die Aktie nach Einschätzung von ECOreporter gute Aussichten. Nach einem Kursverlust von 24 Prozent auf Jahressicht wird das KGV für 2023 bei 18 erwartet, für 2024 bei 16.

Roche: Solide Profite auch nach Corona

Corona-Tests bescherten dem Schweizer Pharmariesen Roche in den letzten Jahren erhebliche Zusatzgewinne. Dass diese nicht dauerhaft anfallen würden, war absehbar. Trotzdem ließen die sehr guten Geschäftszahlen den Kurs des aktienähnlichen Roche-Genussscheins (beziehungsweise des in Deutschland besser handelbaren ADR-Hinterlegungsscheins) 2021 und 2022 unverhältnismäßig stark steigen. Mittlerweile ist die Corona-Pandemie vorbei und der Börsenkurs wieder auf dem Niveau von 2019 angekommen. Das erwartete KGV liegt bei moderaten 16 (2023) beziehungsweise 14 (2024).

Roche gehört zu den Weltmarktführern bei Krebsmitteln, Labordiagnostik und Präparaten für die Transplantationsmedizin. Außerdem verkauft der Konzern unter anderem Medikamente zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen, Stoffwechselstörungen und Virusinfektionen. Mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 200 Milliarden Euro ist Roche eine der größten Aktiengesellschaften Europas. ECOreporter sieht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Konzern weiterhin auf attraktivem Niveau profitabel bleiben wird. Auch hier kann sich ein Kauf lohnen.

SolarEdge, UmweltBank, Verbund und Roche sind ECOreporter-Favoriten-Aktien.

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