Einer der ECOreporter-Mittelklasse-Favoriten stellt Klopapier her. Aber auch andere Favoriten-Unternehmen haben Geschäftsmodelle, denen das Coronavirus nicht viel anhaben kann. / Foto: Pixabay

  Aktientipps, Aktien-Favoriten

Langfristig anlegen lohnt sich: Bis zu 291 % Plus mit nachhaltigen Mittelklasse-Aktien

Das Coronavirus hat auch die ECOreporter-Favoriten-Aktien der Kategorie Nachhaltige Mittelklasse nicht verschont. Wer die 15 Aktien bereits seit längerer Zeit hält, steht aber nach wie vor gut da. Und bei einigen Aktien bieten sich derzeit Einstiegsgelegenheiten.

Fast alle Mittelklasse-Favoriten mussten in den letzten Wochen Kursverluste hinnehmen (siehe Tabelle im Premium-Bereich). Langfristig gesehen haben sich die meisten von ihnen aber gut entwickelt. Zwei Aktien konnten ihren Wert in den letzten fünf Jahren (27.3.2015 bis 27.3.2020) ungefähr verdreifachen, eine sogar fast vervierfachen. Drei weitere Aktien liegen seit März 2015 mehr als 75 Prozent im Plus.

Deutlich stärker als der MSCI World

Im Schnitt beträgt der Wertzuwachs der Mittelklasse-Favoriten auf Sicht von fünf Jahren 64,6 Prozent. Der globale Aktienindex MSCI World ist im gleichen Zeitraum um 19,1 Prozent gestiegen. Das bedeutet: Wer Ende März 2015 10.000 Euro in einen MSCI World-ETF angelegt hat, hat aktuell einen Buchgewinn von ungefähr 1.910 Euro. Wer hingegen vor fünf Jahren 10.000 Euro gleichmäßig verteilt in die ECOreporter-Mittelklasse-Favoriten investiert hat, darf sich über einen Gewinn von 6.460 Euro freuen.

Die Mittelklasse-Favoriten sind noch keine Großkonzerne, aber auch schon lange keine Start-ups mehr: Sie kommen aus zukunftsträchtigen Branchen und sind dort seit Jahren etabliert. Bei ihnen steht das Wachstum mehr im Vordergrund als die Dividende. Sie sind zudem im Schnitt nachhaltiger als die ECOreporter-Favoriten-Aktien der Kategorie Dividendenkönige. So finden sich K.O.-Kriterien beispielsweise nur bei Coloplast (Tierversuche), Essity (Tierversuche) und Storebrand (investiert noch bis 2026 in Kohleunternehmen).

In Krisenzeiten ist eine gute Ausstattung mit Eigenkapital besonders wichtig. Denn wer teure Kredite bedienen muss, während die eigenen Umsätze zurückgehen, läuft Gefahr, zahlungsunfähig zu werden. ECOreporter hat sich daher die Verschuldungssituation seiner nachhaltigen Mittelklasse-Favoriten genau angesehen.

Das Ergebnis: Bei den ECOreporter-Mittelklasse-Favoriten ist das Pleiterisiko aktuell vergleichsweise gering. Bis zu einem Verschuldungsgrad (Fremdkapital im Verhältnis zum Eigenkapital) von 2,0 gilt die Kapitalstruktur eines Unternehmens als gesund. Der Verschuldungsgrad der nachhaltigen Mittelklasse-Favoriten liegt zwischen 0,1 und 1,2 (Stand Ende 2019).

So haben sich die Kurse der Mittelklasse-Favoriten-Aktien entwickelt:

Bei diesen Aktien kann sich der Einstieg lohnen

Höhere Dividende trotz Corona

Mayr-Melnhof stellt Papier und Kartonverpackungen her – ein defensives Geschäft, das derzeit vom boomenden Internet-Handel profitiert. 2019 steigerte der österreichische Konzern seinen Gewinn um 16 Prozent. Mayr-Melnhof rechnet damit, dieses Niveau 2020 in etwa halten zu können. Trotz der Corona-Krise will das Unternehmen seine Dividende von 3,20 Euro auf 3,60 Euro je Aktie anheben. Das entspricht einer Dividendenrendite von 3,3 Prozent – ein attraktiver Wert in Zeiten, in denen viele Unternehmen ihre Dividenden streichen, um liquide zu bleiben.

Die Mayr-Melnhof-Aktie hat im letzten Monat 8 Prozent an Wert eingebüßt – nur halb so viel wie der MSCI World Index. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt derzeit bei niedrigen 11. Anleger können mit einer kleinen Position einsteigen.

Gute Aussichten für den Windweltmeister

Vestas ist Weltmarktführer bei Windkraftanlagen. Wie die gesamte Windbranche leidet auch der dänische Konzern unter gesunkenen Margen. Aber der Ausbau der Windenergie wird weiter vorangehen. Und die Chancen stehen gut, dass Vestas nicht zuletzt aufgrund seiner Unternehmensgröße stärker davon profitieren wird als die meisten Konkurrenten.

Vestas hat im letzten Monat knapp 14 Prozent an Börsenwert verloren. Auf Sicht von fünf Jahren liegt die Aktie 92 Prozent im Plus. Mit einem erwarteten KGV für 2020 von 15 ist die Vestas-Aktie derzeit attraktiver als der aussichtsreichste Konkurrent Siemens Gamesa (KGV 27).

Ein Profiteur der Energiewende


Wechselrichter von SolarEdge. / Foto: Unternehmen

Für SolarEdge gilt das Gleiche wie für Vestas: Die Corona-Krise wird den Ausbau der Erneuerbaren Energien nicht aufhalten, und SolarEdge dürfte weiterhin gut an der Energiewende verdienen. Der israelische Konzern ist breit aufgestellt – er verkauft nicht nur Solar-Wechselrichter, sondern auch komplette Solaranlagen und Monitoring-Systeme, zudem Energiespeicher und Ladelösungen für Elektroautos. Im wichtigen US-Markt konnte das Unternehmen seine Marktanteile in den letzten Jahren stetig ausbauen.

SolarEdge hat 2019 einen Rekordgewinn erzielt. Bislang geht das Unternehmen für 2020 von weiterem Wachstum aus. Im letzten Monat hat die Aktie knapp 34 Prozent an Wert verloren. Auf Sicht von fünf Jahren liegt sie aber immer noch 291 Prozent im Plus.

SolarEdge ist seit Mai 2019 eine ECOreporter-Favoriten-Aktie. Seit der damaligen Kaufempfehlung ist der Kurs um 61 Prozent gestiegen. Mit einem erwarteten KGV für 2020 von 16 ist die Aktie derzeit günstig bewertet.

Krisenfest dank Klopapier

Essity stellt Hygieneartikel her, die immer gebraucht werden: Taschentücher, Windeln, Pflaster und, ja, auch Klopapier. Das schwedische Unternehmen hat im letzten Jahr Umsatz und Gewinn deutlich gesteigert.  Essity senkt kontinuierlich seine Kosten und vertreibt immer mehr Produkte direkt über digitale Kanäle. Die Aktie hat im letzten Monat nur knapp 4 Prozent an Wert verloren, ist mit einem erwarteten KGV für 2020 von 17 aber trotzdem niedrig bewertet.

Gut, aber nicht günstig

Auch der dänische Gesundheitskonzern Coloplast und der IT-Dienstleister Bechtle aus Neckarsulm stehen wirtschaftlich hervorragend da (mehr dazu können Sie hier und hier lesen). Die Coloplast-Aktie liegt nach den letzten vier Börsencrash-Wochen sogar noch 0,1 Prozent im Plus. Bechtle hat in den vergangenen zwölf Monaten fast 29 Prozent an Wert gewonnen, auf Sicht von fünf Jahren beträgt das Plus 200 Prozent. Beide Aktien sind derzeit aber für einen Einstieg zu teuer: Coloplast hat ein KGV von 44, Bechtle ein KGV von 24.

Hier sollten Sie vorsichtig sein

Bis auf Weiteres geschlossen


Fielmann-Filiale. / Foto: Unternehmen

Fast alle der europaweit 776 Fielmann-Filialen sind derzeit geschlossen. Und das Online-Geschäft der Hamburger Optikerkette steckt noch in den Kinderschuhen. Wie lange kann Fielmann den Corona-Shutdown durchhalten? Das Unternehmen beziffert derzeit den Umsatzverlust pro Tag auf etwa 5 Millionen Euro. Der Verschuldungsgrad ist niedrig (0,4), und Fielmann hat am 19. März allen Mitarbeitern eine Arbeitsplatzgarantie gegeben. Aber wenn der Shutdown noch einige Wochen andauert, dürfte das Unternehmen auf staatliche Unterstützung angewiesen sein. Und wie üppig die ausfällt, ist derzeit kaum abzuschätzen.

Hinzu kommt: Trotz solider Geschäftszahlen hat der starke Fokus auf das Filialgeschäft Anleger schon vor der Corona-Krise  abgeschreckt – auf Sicht von fünf Jahren liegt die Aktie 20 Prozent im Minus. Und dennoch ist das KGV mit 21,5 immer noch hoch. ECOreporter rät derzeit davon ab, Fielmann-Aktien zu kaufen.

Wie weit hilft der Staat?

Auch alle von der Deutsche EuroShop vermieteten Einkaufszentren sind aktuell von Zwangsschließungen betroffen. Die Mietverträge des Hamburger Unternehmens enthalten zwar Vereinbarungen zu festen Mindestmietzahlungen. Gehen Einzelhändler pleite, drohen aber Mietausfälle. Und auch viele Mieter, die nicht akut von einer Insolvenz bedroht sind, werden in den nächsten Monaten ihre Miete nicht zahlen: Ein am 27. März verabschiedetes Notfallgesetz erlaubt es Gewerbetreibenden in Deutschland, ihre bis Ende Juni fällig werdenden Mietzahlungen maximal zwei Jahre aufzuschieben. Inwieweit der Staat der Deutsche EuroShop dabei helfen wird, diese Zeit zu überbrücken, ist noch nicht geklärt. Das Unternehmen hat vorsorglich schon mal seine Dividende für 2019 gestrichen.

Für das letzte Geschäftsjahr hatte die Deutsche EuroShop gute Zahlen veröffentlicht. Und der Verschuldungsgrad (1,2) ist nicht zu hoch (der deutlich größere Konkurrent Unibail-Rodamco-Westfield hat einen Verschuldungsgrad von 1,0). Trotzdem dürfte die Deutsche EuroShop Schwierigkeiten haben, die Corona-Krise ohne staatliche Hilfe zu überstehen. An der Börse hat das Unternehmen im letzten Monat über 50 Prozent an Wert verloren. Auf Sicht von fünf Jahren liegt die Aktie 75 Prozent im Minus. Ein Argument für spekulativ denkende Anleger (an die sich ECOreporter eher weniger richtet): Alle Deutsche EuroShop-Aktien zusammen haben derzeit einen Wert von etwa 660 Millionen Euro - der Wert der Deutsche EuroShop-Immobilien betrug aber 2018 schon (bereits abzüglich der Kredite) 2,67 Milliarden Euro.

ECOreporter hat die Deutsche EuroShop-Aktie wegen der schwachen langfristigen Kursentwicklung bereits vor der Corona-Krise auf seine Beobachtungsliste gesetzt und wird sie möglicherweise gegen einen aussichtsreicheren Kandidaten austauschen.

Bestellungen bleiben aus

Wie die Deutsche EuroShop hatte auch der Autowaschanlagenhersteller WashTec schon vor Ausbruch des Coronavirus wirtschaftliche Probleme. 2019 ging der Gewinn um ein Drittel zum Vorjahr zurück, weil Großkunden weniger Waschanlagen bei dem Augsburger Unternehmen bestellten. In der aktuellen Situation ist mit weiteren Auftragsrückgängen zu rechnen.

Auf Sicht von zwölf Monaten hat der WashTec-Börsenkurs um mehr als 50 Prozent nachgegeben. ECOreporter rät aktuell von einem Einstieg in die Aktie ab.

Wichtig: Streuen Sie Ihr Risiko

Sie möchten in der Corona-Krise in Aktien anlegen? Dann beachten Sie bitte Folgendes:

  • Investieren Sie ausschließlich in Unternehmen mit einem zukunftsträchtigen Geschäftsmodell. Eine Aktie nur deshalb zu kaufen, weil sie gerade billig ist, macht keinen Sinn.
  • Teilen Sie die Summe, die Sie in eine bestimmte Aktie investieren wollen, in drei bis fünf Teile auf und verteilen Sie ihre Kaufzeitpunkte über mehrere Wochen. So verringern Sie das Risiko, bei zu hohen Kursen einzusteigen. Denn es kann an den Börsen noch weiter bergab gehen.
  • Investieren Sie nicht Ihr ganzes Vermögen in Aktien. Legen Sie auch in risikoärmere Finanzprodukte an, und behalten Sie eine ausreichend hohe Barreserve. Wo Sie Ihr Geld derzeit sicher parken und dabei noch nachhaltige Wirkung erzielen können, erfahren Sie hier.

Weitere Ratschläge zum Anlegen in Krisenzeiten hat ECOreporter hier für Sie zusammengestellt.

Sie möchten noch mehr Aktientipps? Die Redaktion nennt Ihnen hier zehn nachhaltige Aktien, bei denen sich der Einstieg derzeit lohnen kann.

Aktuelle Kurse und viele weitere Daten zu mehr als 150 nachhaltigen Aktien finden Sie hier.

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