Einige Aktien aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien sind wieder günstig genug für einen Kauf bewertet. / Foto: Pixabay

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Erneuerbare-Energien-Aktien: Wo sich jetzt der Einstieg wieder lohnt

Aktien aus dem Erneuerbare-Energien-Sektor haben in den letzten Wochen teils über 30 Prozent an Wert verloren. Eine Einstiegschance bei günstigen Kursen – oder ein Zeichen, aktuell die Finger von den Titeln zu lassen? ECOreporter verrät, welche Aktien nach den jüngsten Rücksetzern wieder interessant sind und was Anlegerinnen und Anleger aktuell beachten sollten.

Anstehende Zinserhöhungen durch Zentralbanken, die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine, außerdem unterbrochene Lieferketten und hohe Rohstoffpreise: Wachstumswerte, zu denen Erneuerbare-Energien-Unternehmen gehören, haben an den Märkten derzeit einen schweren Stand. Betrachtet man etwa die ECOreporter-Überblicke zu Windaktien und zu Solaraktien, fällt auf: Fast alle Werte haben in den letzten Wochen und Monaten und sogar auf Jahressicht an Wert verloren, teils deutlich.

In diesen unruhigen Börsenzeiten sollten Sie auf jeden Fall nur mit Limit kaufen: Setzen Sie einen Höchstbetrag fest, den Sie ausgeben wollen. Der kann – beispielsweise für einen Teil Ihrer Order – auch unter dem jeweils aktuellen Kurs liegen. Vielleicht fällt der Kurs ja in drei oder vier Tagen noch einmal. Zusätzlich kann eine sogenannte Stop-Loss-Order Sie gegen Verluste absichern. Mehr zu diesen Mechanismen der Auftragserteilung erfahren Sie im Premium-Bereich.

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

So haben sich die ausgewählten Erneuerbare-Energien-Aktien entwickelt, sortiert nach der Wertentwicklung auf Sicht von fünf Jahren:

UnternehmenISINAktueller Kurs in € (16.2.2022)Kursentwicklung 3 Monate (%)Kursentwicklung  1 Jahr (%)Kursentwicklung 5 Jahre (%)Marktkapitalisierung in Milliarden Euro
Enphase EnergyUS29355A1079131,00-36,2-21,38.873,617,7
SolarEdgeUS83417M1045223,50-27,7-15,11.529,711,7
EnergiekontorDE000531350660,60-21,06,7280,00,9
ØrstedDK006009492891,88-23,5-36,4161,538,6
EncavisDE000609500313,32-23,1-37,1109,82,1
LindeIE00BZ12WP82267,05-9,126,478,6*136,9

Daten ohne Gewähr; Stand 16.2.2022, 16:33 Uhr / *Die Linde plc ist in ihrer heutigen Form erst seit Oktober 2018 an der Börse, Kurs 3 Jahre

Der US-Solarkonzern Enphase Energy hat in den vergangenen drei Monaten 36 Prozent an Börsenwert eingebüßt, seit dem Allzeithoch im vergangenen November hat der Kurs um 45 Prozent nachgegeben (alle Kurse und Einschätzungen Stand 16.2.2022, s. Tabelle). Langfristig gesehen ist die Aktie mit einem Plus von mehr als 8.800 Prozent auf Sicht von fünf Jahren und einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2022 von 45 aber weiter hoch bewertet.

ECOreporter hat sich in der Vergangenheit immer wieder skeptisch zur Enphase Energy-Aktie geäußert - auch weiterhin besteht eine deutliche Diskrepanz zwischen den in den Kurs eingepreisten Erwartungen an das Unternehmen und dessen tatsächlichen Gewinnen. Allerdings ist die Wachstumsgeschichte der Aktie in den letzten Jahren dennoch solide. Das Unternehmen legte zuletzt  gute Zahlen für das Geschäftsjahr 2021 vor. Technische Neuerungen und strategische Zukäufe sollen Enphase neue Marktanteile sichern, an der Börse konnte das Unternehmen mit seiner Perspektive überzeugen.

Momentan zeigt der Trend der Aktie mit einem Wochenplus von 7 Prozent wieder nach oben. Ein Investment für risikofreudige Investoren. Eher defensive Anlegerinnen und Anleger, die erst bei einem günstigeren Preis einsteigen möchten, könnten eine Einstiegsorder für die Aktie bei etwa 100 Euro setzen, was einem KGV von um die 30 entspräche – auf diesem Niveau notierte der Kurs zuletzt Mitte 2021. Mehr zur Möglichkeit von Einstiegs- und Ausstiegsorder erfahren Sie in den allgemeinen Ratschlägen am Ende des Artikels.


Die Solar Edge-Aktie hat kräftig verloren – gleichzeitig hat sich der Solarkonzern stark entwickelt. / Foto: Unternehmen

Auch die Aktie von SolarEdge aus Israel ist trotz deutlicher Verluste in den letzten Monaten mit einem KGV von 47 weiterhin nicht günstig. Allerdings ist sie bei einem Kurs von aktuell 223,50 Euro bereits deutlich moderater bewertet als zu Zeiten des letzten Allzeithochs von 323,30 Euro im November 2021.

ECOreporter sieht SolarEdge zudem perspektivisch stark aufgestellt, auch noch besser als Enphase Energy. Grund dafür ist besonders die Breite des Angebots: Der nach eigenen Angaben Weltmarktführer für Wechselrichter bietet auch komplette Solaranlagen und Monitoring-Systeme, Energiespeicher und Ladelösungen für Elektroautos an. Für 2021 meldete SolarEdge Rekordzahlen und will auf diesem Niveau weiter wachsen. Auf dem tiefsten Stand notierte die Aktie im vergangenen Jahr bei knapp 180 Euro - auch für eher vorsichtige Anlegerinnen und Anleger ein akzeptables Einstiegsniveau.

SolarEdge ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie der Kategorie Mittelklasse. Ein ausführliches Unternehmensporträt finden Sie hier.

Der Solar- und Windparkentwicklers Energiekontor aus Bremen hat in den vergangenen Monaten eine längere Korrekturphase erlebt. Mit einem Preis von 60,60 Euro notiert sie aktuell auf dem Kursniveau von Oktober.

Die wirtschaftlichen Aussichten von Energiekontor, von der Marktkapitalisierung her das kleinste Unternehmen der Liste (s. Tabelle), schätzt ECOreporter unverändert als solide ein. Neben dem Kerngeschäft aus Planung, Bau und Betriebsführung von Wind- und Solarparks im In- und Ausland betreibt das Unternehmen Wind- und Solaranlagen mit einer Nennleistung von knapp 330 Megawatt (MW) im eigenen Bestand und will diesen weiter ausbauen. Energiekontor arbeitet derzeit zudem verstärkt daran, die ersten Wind- und Solarparks unabhängig von staatlichen Förderungen zu Marktpreisen zu realisieren. In den vergangenen fünf Jahren ist der Kurs um 280 Prozent gestiegen.

Mit einem erwarteten KGV von 20 ist die Aktie moderat bewertet – gerade für einen noch eher kleinen Wachstumswert. Für einen Einstieg ist das bei entsprechend langem Anlagehorizont aktuell ein akzeptables Niveau.


Ørsted ist Weltmarktführer bei Offshore-Windkraft. / Foto: Unternehmen

Energiekontor ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie aus der Kategorie Grüne Spezialwerte. Ein Porträt des Unternehmens finden Sie hier.

Der Börsenkurs des dänischen Energiekonzerns Ørsted ist 2021 kontinuierlich gesunken. Ørsted ist 2021 weiter gewachsen, erzielte aber netto weniger Gewinn. Bei Ausschreibungen und anderen Vergabeverfahren sicherte sich das Unternehmen im letzten Jahr neue Windkraftprojekte auf See (Offshore-Windkraft) mit einer geplanten Gesamtkapazität von 4,5 Gigawatt (GW). Das entspricht Ørsted zufolge der Hälfte der weltweit erteilten Offshore-Wind-Genehmigungen. Damit trotzen die Dänen erfolgreich dem Konkurrenzdruck durch Öl- und Kohlekonzerne, die verstärkt in den Offshore-Windmarkt drängen. Auch in den Bereichen Solarenergie, Wasserstoff und Biogas hat Ørsted seine Kapazitäten im letzten Jahr erweitert.

Die Ørsted-Aktie hat in einem Jahr mehr als ein Drittel an Wert verloren. Das für 2022 erwartete KGV steht mittlerweile wieder bei etwa 30. Das ist nicht niedrig, aber akzeptabel für diese Branche. Für langfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger ist auf dem derzeitigen Kursniveau ein Einstieg überlegenswert.

Der Hamburger Solar- und Windparkbetreiber Encavis ist seit Monaten besonders beliebt bei Spekulanten, die auf sinkende Kurse wetten. Encavis-Chef Dierk Paskert sieht darin keinen Grund zur Besorgnis – warum, lesen Sie hier im ECOreporter-Interview mit dem Vorstand.

ECOreporter sieht Encavis weiterhin gut aufgestellt, das Unternehmen treibt konsequent seine Wachstumsstrategie "Fast Forward 2025" voran. In drei Jahren will Encavis etwa 3,4 GW installierte Photovoltaik- und Windkraftleistung und eine Marge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA-Marge) von 75 Prozent vorweisen können. Beide Ziele hat der Konzern bereits fast erreicht: Aktuell liegt die installierte Leistung bei rund 3,3 GW, die EBITDA-Marge betrug in den ersten neun Monaten 2021 bereits 75 Prozent.

In den letzten drei Monaten hat die lange teure Encavis-Aktie 23 Prozent an Wert verloren. Nun liegt das erwartete KGV wieder bei akzeptablen 29. Anlegerinnen und Anleger können das als Einstiegschance nutzen – natürlich mit entsprechenderr Absicherung.

Encavis ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie aus der Kategorie Nachhaltige Mittelklasse. Ein aktuelles Unternehmensporträt finden Sie hier.

Linde ist kein Unternehmen aus der Erneuerbare-Energien-Branche im engeren Sinne, allerdings ist der Industriegase-Riese, mit einer Marktkapitalisierung von knapp 137 Milliarden Euro das Schwergewicht der Liste, unter anderem Weltmarktführer bei Wasserstoff. Auf dem Energieträger ruhen enorme Hoffnungen, was etwa die Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs oder der Stahl- und Zementindustrie angeht. Die Linde-Aktie ist in den vergangenen Jahren beständig gestiegen, korrigierte zuletzt aber deutlich, wohl auch aufgrund von Gewinnmitnahmen.


Linde setzt verstärkt auf Wasserstoff. Den halten viele für den Energieträger der Zukunft. / Foto: Unternehmen

Wirtschaftlich ist Linde hervorragend aufgestellt, der Konzern übertraf im Geschäftsjahr 2021 sowohl die eigenen Erwartungen als auch die des Marktes. 2022 erwartet Linde, weiter zu wachsen, und plant mit Investitionen zwischen 3 und 3,5 Milliarden US-Dollar. Auch die Klimaziele des Konzerns sind engagiert und von unabhängigen Stellen überprüft worden. Stören kann nachhaltige Anlegerinnen und Anleger insbesondere die Personalpolitik des nach US-amerikanischer Methode auf Profit getrimmten Konzerns: 2019 wurde der Abbau von 834 Stellen in Deutschland beschlossen, bis Ende 2023 sollen laut Arbeitnehmerkreisen weitere 480 Arbeitsplätze wegfallen. Der Konzern bestätigte das nicht. Weltweit beschäftigte Linde Ende September 2021 rund 72.200 Menschen, gut 3 Prozent weniger als noch vor einem Jahr.

Seit einem Allzeithoch im Januar hat die Linde-Aktie knapp 13 Prozent eingebüßt. Mit einem KGV von 25 ist die Aktie moderat bewertet. Anlegerinnen und Anleger können mit einer kleinen Position einstiegen.

Fazit

Trotz eines schwierigen Marktumfelds: Zu einem ernsthaften Masseneinbruch der Kurse ist es bei Titeln aus dem Bereich der sauberen Energien nicht gekommen. Die hohen Wertgewinne mehrerer Jahre sind nicht verpufft, selbst wenn aktuell ein Minus von 20 oder mehr Prozent auf den ersten Blick sehr drastisch aussieht. Manche Aktien waren 2021 schlicht überteuert, worauf ECOreporter auch regelmäßig hingewiesen hat.

Solide aufgestellte Unternehmen bleiben jedoch starke Wachstumskandidaten. Wachstumskandidaten, bei denen Rücksetzer, auch deutliche, momentan als Chance und nicht als Schock verstanden werden können.

Anlegerinnen und Anleger sollten aber einige Dinge beachten, um Risiken zu reduzieren:

  • Teilen Sie die Summe, die Sie in eine bestimmte Aktie investieren wollen, in drei bis fünf Teile auf und verteilen Sie ihre Kaufzeitpunkte über mehrere Wochen. So verringern Sie das Risiko, bei zu hohen Kursen einzusteigen. Auch Aktien-Sparpläne können sinnvoll sein.
  • Investieren Sie nicht Ihr ganzes Vermögen in Aktien. Legen Sie auch in risikoärmere Finanzprodukte an, und behalten Sie eine ausreichend hohe Barreserve
  • Mit einer Stop-Loss-Order legen Sie für eine Aktie einen Kurswert fest, der unterhalb der aktuellen Notierung liegt. Sinkt der Kurs auf diesen Wert, wird die Aktie automatisch verkauft. Dadurch verringern Sie das Risiko, zu spät auf fallende Kurse zu reagieren. Um bei Kursanstiegen nicht ständig nachjustieren zu müssen, kann das Stop-Loss-Limit mit einem sogenannten Trailing Stop automatisch nach oben angepasst werden, es rückt dem steigenden Kurs sozusagen nach.
  • Mit einer Limit-Order können sie festlegen, dass Aktien gekauft oder verkauft werden, wenn Sie einen bestimmten Kurs erreichen. Wenn eine Aktie etwa zum Preis von 100 Euro kaufen möchten und sie aktuell 105 Euro kostet, können Sie eine Einstiegsorder setzen, um die Aktie zu kaufen, sobald der Preis auf 100 Euro fällt. Das geht natürlich auch umgekehrt: Wenn sie die 100-Euro-Aktie bei 105 Euro verkaufen möchten, setzen Sie eine entsprechende Ausstiegsorder. Natürlich gibt es keine Garantie, dass der entsprechende Zielwert jeweils erreicht wird.

Weitere Ratschläge, wie Sie in Krisenzeiten, aber auch grundsätzlich Risiken am Aktienmarkt begrenzen, finden Sie in den ECOreporter-Dossiers Nachhaltig investieren in Krisenzeiten: Das sollten Anlegerinnen und Anleger beachten und 5 Tipps: So sorgen Sie für mehr Sicherheit im nachhaltigen Aktiendepot.

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