Die Grünen Spezialwerte: Aktien von vergleichsweise kleinen Unternehmen mit großem Potenzial. / Foto: Pixabay

  Aktientipps, Nachhaltige Aktien, Aktien-Favoriten

Investieren ohne schlechtes Gewissen: Hohe Renditen mit Grünen Spezialwerten

29,3 Prozent – so viel haben die ECOreporter-Favoriten-Aktien der Kategorie Grüne Spezialwerte in den letzten zwölf Monaten im Schnitt an Wert gewonnen. Trotz Corona. Zum Vergleich: Der globale Aktienindex MSCI World legte im gleichen Zeitraum nur um 3,6 Prozent zu. Gibt es aktuell noch Einstiegschancen bei den Grünen Spezialwerten, oder sind die Aktien derzeit zu teuer?

Die Grünen Spezialwerte haben ein nachhaltiges Kerngeschäft: Wind- und Solarstrom, Software für Busse und Bahnen, nachhaltige Finanzprodukte, ökologische Dämmstoffe, vollständig wiederverwertbare Reinigungsgeräte – die nachhaltigsten ECOreporter-Aktien-Favoriten tragen zur Klimawende bei. Und bei ihnen gibt es keine K.O.-Kriterien wie Tierversuche, Gentechnik, Öl oder Kohle. Damit unterscheiden sie sich von den beiden anderen ECOreporter-Favoriten-Kategorien, den Mittelklasse-Aktien und den nachhaltigen Dividendenkönigen, bei denen nachhaltige Anleger teilweise Kompromisse eingehen müssen.

10.000 Euro Einsatz, 13.720 Euro Gewinn

Die Aktienkurse der Grünen Spezialwerte haben sich auch langfristig betrachtet glänzend entwickelt: Auf Sicht von fünf Jahren beträgt der Wertzuwachs im Schnitt 137,2 Prozent (siehe Tabelle im Premium-Bereich). Der MSCI World ist im gleichen Zeitraum um 43,5 Prozent gestiegen. Das bedeutet: Wer Ende Juli 2015 10.000 Euro in einen MSCI World-ETF angelegt hat, hat aktuell einen Buchgewinn von ungefähr 4.350 Euro. Wer hingegen vor fünf Jahren 10.000 Euro gleichmäßig verteilt in die ECOreporter-Spezialwerte investiert hat, darf sich über einen Gewinn von 13.720 Euro freuen.

Im Premium-Bereich erfahren Sie, welche Grünen Spezialwerte derzeit für Neueinsteiger attraktiv sind.

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

So haben sich die Kurse der Grünen Spezialwerte entwickelt (sortiert nach der Monats-Performance):


Bei diesen Aktien kann sich der Einstieg derzeit lohnen

Energiekontor betreibt nicht nur eigene Wind- und Solarparks, sondern erzielt auch Einnahmen aus Projektentwicklung und Betriebsführung für Dritte. Der Bremer Konzern spürt bislang kaum negative Auswirkungen der Corona-Krise auf seine Geschäftsentwicklung. Für 2019 hat Energiekontor eine Dividende von 0,40 Euro je Aktie ausgeschüttet. In diesem Jahr erwartet das Unternehmen einen Vorsteuergewinn (EBIT) im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Derzeit kauft das Unternehmen eigene Aktien im Wert von bis zu 9 Millionen Euro zurück.

ECOreporter hatte im Mai 2019 bei Energiekontor zum Einstieg geraten. Da stand die Aktie bei 15,50 Euro. Seitdem ist sie um mehr als 63 Prozent gestiegen. Auf Monatssicht (29.6.2020 bis 28.7.2020) hat Energiekontor über 14 Prozent an Börsenwert gewonnen. Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2020 von 24 ist die Aktie nicht mehr günstig bewertet. Wer jetzt bei Energiekontor einsteigt, sollte einen langen Anlagehorizont mitbringen.

Deutlich niedriger bewertet ist die UmweltBank-Aktie: Das erwartete KGV liegt bei 14. Auf Sicht von zwölf Monaten hat die Aktie um 15 Prozent zugelegt. ECOreporter hatte im März 2020 eine Kaufempfehlung ausgesprochen. Seitdem ist der Kurs um 14 Prozent gestiegen.

Die grüne Bank aus Nürnberg hat sich 2019 trotz des Niedrigzinsumfelds gut behauptet. Geschäftsvolumen, Kreditvolumen und Bilanzsumme sind gestiegen. Die Eigenkapitalausstattung ist besser als bei vielen anderen Banken. Die UmweltBank folgt der Empfehlung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), möglichst viel Liquidität im Bankensektor zu belassen, und schüttet für das Geschäftsjahr 2019 keine Dividende aus. Aus einem Lizenzrechtsverfahren wird die Bank in diesem Jahr einen Sonderertrag von mehr als 4 Millionen Euro verbuchen.

Gut, aber nicht günstig

62 Prozent hat die IVU Traffic-Aktie auf Sicht von zwölf Monaten an Wert gewonnen – fast 17 Mal so viel wie der MSCI World Index. Auf fünf Jahre gesehen liegt die Aktie 267 Prozent im Plus.

Das Berliner Unternehmen ist auf IT-Lösungen für Bus- und Bahngesellschaften spezialisiert:  Planungssoftware, Online-Plattformen, Ticketautomaten. Nach einem Rekordgewinn 2019 erwartet IVU Traffic in diesem Jahr weiteres Wachstum. Seine Umsatzziele für 2020 hat das Unternehmen eigenen Angaben zufolge mit dem aktuellen Auftragsbestand schon fast erreicht. Durch den Verkauf der auf Wahlsoftware spezialisierten Tochterfirma IVU.elect soll der diesjährige Vorsteuergewinn um mindestens 25 Prozent steigen.

Mit einem erwarteten KGV von 34 ist die IVU Traffic-Aktie momentan sehr hoch bewertet. Neueinsteiger sollten auf sinkende Kurse warten.

Die aventron-Aktie hat zuletzt nur moderat zugelegt: plus 0,5 Prozent seit Ende Juni, plus 8 Prozent im Jahresvergleich. Für Neueinsteiger ist die Aktie mit einem aktuellen KGV von 36 allerdings zu teuer. Erschwerend kommt hinzu: Die aventron-Aktie wird seit Februar nur noch über die außerbörsliche Plattform der Berner Kantonalbank (www.otc-x.ch) gehandelt. Dort zahlen Anleger höhere Gebühren als beim regulären Börsenhandel.

Wirtschaftlich steht aventron glänzend da. Umsatz und Gewinn sind 2019 deutlich gestiegen. Bis Ende 2020 will das Unternehmen seinen Anlagenpark von derzeit 545 Megawatt (MW) auf 600 MW erweitern. Um das Wachstum zu finanzieren, hat aventron im Juni eine Kapitalerhöhung um 51,2 Millionen Euro durchgeführt.

Auch die Aktie des aventron-Konkurrenten Encavis ist derzeit hoch bewertet (erwartetes KGV: 32). Seit Ende Juni ist der Kurs um 5,5 Prozent gestiegen. Auf zwölf Monate gesehen hat der Hamburger Konzern fast 80 Prozent an Börsenwert gewonnen – mehr als jeder andere Grüne Spezialwert.

Encavis geht davon aus, trotz der Corona-Pandemie seine Jahresziele für 2020 zu erreichen. Im ersten Quartal stieg der Umsatz um 10 Prozent zum Vorjahr. Beim Vorsteuergewinn konnte sich das Unternehmen sogar um 20 Prozent verbessern. Im ersten Halbjahr stockte Encavis seine Beteiligungen an mehreren Windparks auf 100 Prozent auf.

Für das Geschäftsjahr 2019 hat Encavis seine Dividende von 0,24 auf 0,26 Euro je Aktie angehoben – es war die achte Dividendenerhöhung in Folge. Bis 2021 soll die Dividende auf 0,30 Euro steigen.

Hier sollten Sie vorsichtig sein

Der Windparkprojektierer ABO Wind hatte 2010 den Grünstromerzeuger ABO Invest ins Leben gerufen. Zehn Jahre lang arbeiteten die beiden Wiesbadener Unternehmen eng zusammen, doch jetzt lockern sich die Bande, nachdem Großaktionäre auf eine vollständige Trennung der Firmen gedrängt hatten. ABO Wind hält mittlerweile keine Anteile mehr an ABO Invest und räumt der Betreibergesellschaft kein prinzipielles Vorkaufsrecht mehr für seine Erneuerbare-Energien-Kraftwerke ein. Bislang hatte ABO Invest alle seine Anlagen von ABO Wind erworben.

ECOreporter sieht bei der ABO Invest-Aktie nach wie vor Potenzial. Das Unternehmen muss aber in den nächsten Jahren beweisen, dass es trotz der Trennung von ABO Wind in der Lage ist, weiter zu wachsen und schwarze Zahlen zu schreiben. Interessierte Anleger sollten die weitere Geschäftsentwicklung von ABO Invest genau beobachten. Für das laufende Jahr erwartet das Unternehmen Steigerungen bei Umsatz und Ergebnis.

Steico hat Mitte Juli bessere Geschäftszahlen als erwartet veröffentlicht. Trotz Corona stieg im ersten Halbjahr der Umsatz, und der Gewinn ging nur leicht zurück. Auch für das Gesamtjahr rechnet der Dämm- und Baustoffhersteller aus der Nähe von München mit einer soliden Entwicklung.

In der Folge kletterte die Steico-Aktie am 23.7. auf ein neues Allzeithoch von 43,80 Euro. Aktuell steht die Aktie bei 39,90 Euro (28.7.2020, 13:00 Uhr). Damit hat sie auf Sicht von einem Monat 23 Prozent an Wert gewonnen. Auf fünf Jahre gesehen ist der Kurs um 451 Prozent gestiegen.

Steico erwartet für das zweite Halbjahr 2020 Nachholeffekte im Bausektor und will seine Produktionskapazitäten in Polen und Frankreich weiter auszubauen. Allerdings könnte eine neuerliche Verschärfung der Corona-Krise dem Unternehmen einen Strich durch die Rechnung machen. Zudem ist die Aktie derzeit mit einem erwarteten KGV von 29 nicht günstig bewertet. ECOreporter empfiehlt die Steico-Aktie momentan nur risikofreudigen Anlegern.

Der Reinigungsmaschinenhersteller Nilfisk hatte schon vor der Corona-Pandemie Probleme. Die Umsätze waren im letzten Jahr zurückgegangen. Für 2020 erwartete das dänische Unternehmen weitere Einbußen. Ende März teilte Nilfisk mit, man rechne nun wegen der Corona-Krise mit einer noch geringeren Nachfrage. Ende Mai dementierte das Unternehmen Pressemeldungen über angebliche Liquiditätsprobleme und verwies auf eine Ausweitung seines Kreditrahmens.

Die Nilfisk-Aktie hat sich von allen Grünen Spezialwerten am schlechtesten entwickelt. Im Jahresvergleich liegt die Aktie 48 Prozent im Minus, und die Zukunftsaussichten des Unternehmens sind unklar. ECOreporter rät weiterhin von einem Einstieg in die Nilfisk-Aktie ab.

Unternehmensporträts aller acht Grünen Spezialwerte finden Sie hier.

Wichtig: Streuen Sie Ihr Risiko

Sie möchten in der Corona-Krise in Aktien anlegen? Dann beachten Sie bitte Folgendes:

  • Investieren Sie ausschließlich in Unternehmen mit einem zukunftsträchtigen Geschäftsmodell. Eine Aktie nur deshalb zu kaufen, weil sie gerade billig ist, macht keinen Sinn.
  • Teilen Sie die Summe, die Sie in eine bestimmte Aktie investieren wollen, in drei bis fünf Teile auf und verteilen Sie ihre Kaufzeitpunkte über mehrere Wochen. So verringern Sie das Risiko, bei zu hohen Kursen einzusteigen.
  • Investieren Sie nicht Ihr ganzes Vermögen in Aktien. Legen Sie auch in risikoärmere Finanzprodukte an, und behalten Sie eine ausreichend hohe Barreserve.

Weitere Ratschläge zum Anlegen in Krisenzeiten hat ECOreporter hier für Sie zusammengestellt.

Aktuelle Kurse und viele weitere Daten zu mehr als 150 nachhaltigen Aktien finden Sie hier.

Verwandte Artikel

24.07.20
 >
07.10.20
 >
09.07.20
 >
26.06.20
 >
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x